Meck-Pomm-Lese

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Kennst du Heinrich Heine?

Wilfried Bütow

Entdecken wird der Leser einen modernen Dichter und einen großen Anreger. Kunstfertig in vielen Genres, geht Heine souverän mit den Spielarten des Komischen um, erweist sich als ein Meister der Ironie und der Satire und weiß geistreich-witzig zu polemisieren.

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Wir machen Theater

kurze Theaterstücke für integrative Kindergruppen

Christina Lange und Florian Russi

Die in diesem Band vorgelegten fünf Theaterstücke wurden für integrative Theatergruppen geschrieben und ausgesucht. Die beiden Autoren Christina Lange und Florian Russi haben ihre Stücke für eine Aufführung mit Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen eigens konzipiert.

Rosa Katz

Rosa Katz

Ulrike Unger

Eine vergessene Psychologin und Fürsprecherin der Montessori-Pädagogik an der Rostocker Universität

„Mit der Erwerbung der Sprache setzt die eigentliche Menschwerdung ein, [...]"
(Aus: »Gespräche mit Kindern«, 1928)
Sie war Entwicklungspsychologin und eine der ersten Pädagoginnen Deutschlands, die das wissenschaftliche Erbe Maria Montessoris hierzulande verbreitete. Auch in der frühkindlichen Sprachforschung leistete Rosa Katz Bedeutendes. Doch ihr Name ist heute nur noch wenigen bekannt.
 
Rosa Heine, wie ihr Mädchenname lautete, wurde 1885 in Odessa, in der Ukraine geboren. Sie war eine weitläufige Nachfahrin des Dichters Heinrich Heine. Rosas Vater, Jean Heine, war ein aus Deutschland stammender Ingenieur, die Mutter Russin. Er zog später mit seiner Familie nach Alexandria, wo er eine Zeit lang am Bau des Suez-Kanals mitwirkte. Rosas bürgerlich-liberales Elternhaus setzte stark auf die gute Ausbildung des Nachwuchses. Zurück in der Ukraine absolvierte die Tochter das Abitur. Danach besuchte sie die höheren Frauenkurse an der Universität.
 
Als die Unruhen der Russischen Revolution von 1905 andauerten und die Universitäten aufgrund dessen häufig nicht zugänglich waren, entschied sich Rosa Katz mit der finanziellen Unterstützung des Vaters das Studium in Göttingen fortzusetzen. 1907 wurde ihr die Genehmigung, als Gasthörerin an Vorlesungen der Psychologie teilzunehmen, gewährt. In Preußen, das die Stadt Göttingen damals noch einschloss, konnten sich Frauen erst ein Jahr später, ab August 1908, offiziell als Studierende immatrikulieren. Rosa Katz studierte bei dem Psychologen Georg Elias Müller. Dessen Assistent war damals David Katz. Er stand ihr als wissenschaftlicher Betreuer während des Studiums zur Seite. Ihn nahm sie später zum Ehemann. Die beiden Söhne des Paares sollten bald Impulsgeber für Rosa Katz´ wichtigste Publikationen werden.
 
In den wirren Jahren des 1. Weltkriegs schaffte es die junge Frau, ihren Doktortitel zu erlangen. 1919 folgte David Katz dann einem Ruf an die Rostocker Hochschule. Der Aufenthalt in Rostock gestaltete sich für Rosa Katz als sehr erfolgreiche Zeit, in der sie zwar Seite an Seite mit ihrem Mann forschte, aber nie eine universitäre Anstellung forderte. Sie wollte nicht in den Verdacht der Vetternwirtschaft geraten. In Rostock setzte sie sich vor allem mit der Kinderpsychologie und -entwicklung auseinander.
 
Die herausragenden Erkenntnisse der italienischen Ärztin und Reformpädagogin Maria Montessori dienten Rosa Katz als Basis ihrer eigenen Schriften und Forschungen. Sie machte die Montessori-Pädagogik, die als zentrales Merkmal die Erziehung des Kindes zur Selbstständigkeit enthält, in Deutschland bekannt. Mit einem Ratgeber für Eltern („Das Erziehungssystem der Maria Montessori", 1925) wollte sie auch eine Umsetzung des von Zwang- und Gewaltlosigkeit geprägten Erziehungsbildes Montessoris in den Familien voranbringen. Verständlich und auf das Wesentliche reduziert, war das Buch eine der ersten deutschsprachigen Einführungen in die Montessori-Reformpädagogik. Um die Gedanken Montessoris zu vermitteln, hielt die Wissenschaftlerin ungezählte Vorträge in Rostock und anderen Städten.
 
Was man Rosa Katz zudem anrechnen muss, ist die Tatsache, dass sie nicht ausschließlich theoretisch aktiv war, sondern ihre Ergebnisse ebenso praktisch zu verwirklichen suchte. So etwa mit ihrem Konzept eines „wandernden Kindergartens", den sie in Warnemünde gründete. Dieser sollte sich je nach Bedarf immer dorthin begeben, wo eine Betreuung von Kindern gerade nötig wurde.
 
Ihr Werk „Gespräche mit Kindern" (1928, gemeinsam mit David Katz) gilt noch in der Gegenwart als ein Standardwerk über die kindliche Sprachentwicklung. Die Beobachtung von Alltagsgesprächen in Dialogen mit den Söhnen hielt das Ehepaar in intensiven Tagebuchaufzeichnungen fest, um sie dann zu analysieren. Die Forscherin erkannte im wachsenden Ausbau des Sprachvermögens beim Kind die wichtigste Voraussetzung, kulturelle Werte zu verinnerlichen.
 
Von den Nationalsozialisten wurden Rosa Katz, ihr Mann und ihre Kinder ins Exil gezwungen. Sie lebten kurz in England, bevor sie in Schweden eine neue Heimat fanden. Als Wissenschaftlerin am psychologischen Institut der Uni Stockholm leitete Katz schließlich die kinderpsychologische Abteilung und beschäftigte sich zusätzlich mit Alterspsychologie.

 

Hochbetagt starb Rosa Katz 1976 in einem jüdischen Altersheim. Kaum eine Fachzeitschrift berichtete von ihrem Tod, kaum eine Stimme nahm Stellung zu ihrem Werk und Wirken. Mit der Eröffnung des Ida-Seele-Archivs 1993 in Dillingen gibt mittlerweile eine Einrichtung gesamtheitlich Auskunft über die oft im Verborgenen geleistete Arbeit einer Vielzahl von Pionierinnen, ob im Bereich der Kindergärten, Schulen oder auf anderen Gebieten der Sozialpädagogik.
 
Das Institut für pädagogische Psychologie der Universität Rostock trägt heute den Zusatz „Rosa und David Katz".

 

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Bildquelle: Rosa Katz, mit freundlicher Genehmigung des Ida-Seele-Archiv, 89407 Dillingen. 

Quellen:

• http://nifbe.de/component/themensammlung/item/39-themensammlung/grundlagen-a-grundfragen/bild-vom-kind-und-fachwissenschaftliche-perspektiven/entwicklungspsychologie/335-rosa-katz-1885-1976
• http://www.egmed.uni-goettingen.de/geschichte/BartelsFrauenstudium.html
• Elfriede Billmann-Mahecha: Rosa Katz: Auf der Suche nach einer kulturpsychologischen Entwicklungspsychologie. In: Bedeutende Psychologinnen des 20. Jahrhunderts. Hrsg. von Sibylle Volkmann-Raue und Helmut E. Lück. 2., überarbeitete Auflage. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2011. S. 129-140.
 

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