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Das Kräuterweib vom Hexenberg, Band 3

Bedeutung und Anwendung von Heil- und Gewürzpflanzen

Viola Odorata

Dieser kleine Begleiter für Küche und Kräutergarten bietet Ihnen allerlei wissenwertes über manch unbeachtetes Pflänzchen am Wegesrand, dazu einige Anwendungsbeispiele und Rezeptetipps.

Aus Stralsund in alle Welt – der Bismarckhering

Aus Stralsund in alle Welt – der Bismarckhering

Herbert Kihm

  Vom Hering


Der Hering ist ein salzig Tier,
er kommt an vielen Orten für.
Wer Kopf und Schwanz kriegt, hat kein Glück.
Am besten ist das Mittelstück.


Es gibt auch eine saure Art,
in Essig wird sie aufbewahrt.
Geräuchert ist er alle Zeit
ein Tier von großer Höflichkeit.


Wer niemals einen Hering aß,
wer nie durch ihn von Qual genas,
wenn er mit Höllenpein erwacht,
der kennt nicht seine Zaubermacht!


Drum preiset ihn zu jeder Zeit,
der sich der Menschheit Wohl geweiht,
der heilet, was uns elend macht,
dem Hering sei ein Hoch gebracht!

(Heinrich Seidel, 1842-1906)

Natürlich wird um die Herkunft des Namens „Bismarckhering" trefflich gestritten, ich denke aber, dass Strahlsund am ehesten die Ehre gebührt, die Geburtsstadt dieser Fischspezialität zu sein. Der Wohlgeschmack und „Wohltätigkeit" des Herings hat Heinrich Seidel obiges Gedicht widmete.


Als Bismarckhering werden Heringshälften bezeichnet, die in eine saure Marinade aus Essig, Öl, Zwiebeln, Senfkörnern und Lorbeerblättern eingelegt wurden. Diese Heringe konnten dann im 19. Jahrhundert in Holzfässern mit der Bahn weit ins Binnenland transportiert werden. Ursprünglich handelt es sich dabei also um eine gängige Konservierungsmethode für Fische, wie z.B. auch das Räuchern, Salzen oder Trocknen (Stockfisch, Klippfisch).

 

Was hat nun aber der Reichskanzler Otto von Bismarck mit eingelegten Heringen zu tun? Machen wir uns also auf die amüsante Erforschung der Herkunft des Namens.


Der Stralsunder Kaufmann und Braumeister Johann Wiechmann betrieb um 1853 ein Geschäft am Neuen Markt. Dem dortigen Verkaufsladen war eine Gaststube seitlich angegliedert. Auch seine Ehefrau, Karoline, beteiligte sich am Familienbetrieb, sie verpackte Heringe in Holzfässchen zum Versand, die zuvor von ihr in einem sauren Aufguss eingelegt worden waren. Nachdem die Wiechmanns einen größeren Lottogewinn erzielt hatten, gaben sie ihr Geschäft auf und gründeten eine Fischkonservenfabrik. Da Johann Wiechmann ein großer Verehrer von Otto von Bismarck war, schickte er diesem zu seinem Geburtstag ein solches Holzfässchen mit Heringen. In einem Antwortschreiben zeigt sich Bismarck davon sehr angetan.

 

1871, zur Reichsgründung, schickte Wiechmann wieder ein Fässchen nach Berlin, bat allerdings diesmal in einem Anschreiben darum, den Ostseehering als „Bismarck-Hering" vertreiben zu dürfen. Ein abermaliges Handschreiben von Otto von Bismarck brachte die Einwilligung und somit den BISMARCK-HERING in die Hansestadt Stralsund.


Nach Auskunft der Urenkelin Johann Wiechmanns hat das Dokument bis 1944 über dem Schreibtisch des Enkels Hans Wiechmann im Kontor der späteren "Fischfabrik Johann Wiechmann" Frankendamm, Ecke Grünstraße gehangen. Leider verbrannte es wie so viel Kulturgut beim Bombenangriff auf Stralsund im Oktober 1944.


Die Tradition des „echten" Bismarckherings wird bis heute aufrechterhalten durch den Fischhandel und die Räucherei Henry Rasmus in der Heilgeiststraße 10 in 18439 Stralsund.


Der Bismarckhering blieb auch bei der Nachfolgerin des Reichskanzlers und Namensgebers beliebt. So berichtete die Thüringer Landeszeitung:" Angela Merkel gibt François Hollande Saures: Bei dem Treffen in ihrem Wahlkreis in Mecklenburg-Vorpommern will die Bundeskanzlerin ihrem französischen Gast heute als Geschenk ein Fässchen Bismarckhering überreichen."


Hoffen wir, dass Monsieur le Président darüber nicht « sauer » war. Die Geschichte der Reichsgründung, verbunden mit dem Namen Bismarck, gehört nicht gerade zu den Höhepunkten guter deutsch-französischer Beziehungen.

*****

 

Bildquelle: Besuch von G. Bush in Stralsund, via wikipedia commons,in den USA  gemeinfrei

Bismarckhering im Brötchen, Dr. Bernd Gross, CC-BY-SA 3.0 via wikipedia commons

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