Meck-Pomm-Lese

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Gerhard Klein

Erfurt-Skizzen

In der überarbeiteten zweiten Auflage finden sich neben der deutschen auch englische Beschreibungen zu 18 ausgewählten Erfurter Sehenswürdigkeiten. Die liebevollen Skizzen von Gerhard Klein zeigen den Charme der Thüringer Landeshauptstadt auf eine ganz besondere Art und Weise.

Müritz-Nationalpark

Müritz-Nationalpark

Karin Müller-Syring

Fischadler, tiefe Buchenwälder und verwunschene Seen

Urwaldartiger Rotbuchenwald mit Totholz
Urwaldartiger Rotbuchenwald mit Totholz

Namengebend für diesen Nationalpark ist die Müritz, ein in der Mecklenburger Seenplatte Mecklenburg-Vorpommerns gelegener See mit einer Fläche von 117 km². Die Müritz ist der größte, der vollständig innerhalb Deutschlands gelegenen Seen. Sie wird auch zuweilen als „Kleines Meer“ bezeichnet. Der im Jahr 1990 gegründete Müritz-Nationalpark ist ein zweigeteiltes Schutzgebiet mit einer Fläche von 322 km². Der größere Teil erstreckt sich entlang des Ostufers der Müritz. Der kleinere Teil umfasst das Buchenwaldgebiet um den östlich der Stadt Neustrelitz gelegenen Ort Serrahn. Dieser Teil wurde 2011 unter der Kategorie „Alte Buchenwälder Deutschlands“ in die Liste des Weltnaturerbes der UNESCO aufgenommen. Im Nationalpark liegen 107 Seen mit einer Fläche über 1 Hektar. Zahlreiche weitere kleinere Gewässer kommen hinzu.

Westlicher Nationalparkteil

Der am Ostufer der Müritz beginnende Teil des Nationalparks erstreckt sich über eine Fläche von 260 km². Er ist anfänglich durch seine ufernahe Vegetation mit Schilfrohr und Bruchwäldern gekennzeichnet, daran schließen sich Nadelwälder, Buchenwälder, Wiesen und weitere Offenlandschaften an. Ganz charakteristisch sind die vielen naturbelassenen, häufig sehr romantisch im Wald versteckten Seen. Sie wurden während der letzten Eiszeit von Gletschern ausgeschürft oder sind Reste ehemaliger Flüsse. Im Schutzgebiet leben unter anderem Fischadler, Seeadler und Schwarzstörche. Auch die seltenen Rohrdommeln, mit ihren dumpf dröhnenden Rufen, die im Volksmund deshalb „Moorochsen“ genannt werden, können mit etwas Glück beobachtet werden. Im Frühjahr und Herbst rasten am Ostufer der Müritz tausende Kraniche. In der Nationalpark-Information in Federow gewährt eine Live-Übertragung aus einem benachbarten Fischadlerhorst sehr interessante Einblicke in die Kinderstube der Fischadler. Um das gesamte Gebiet zu überblicken, lohnt sich ein Aufstieg auf den 55 Meter hohen Käflingsbergturm, der gleichzeitig Aussichts-, Feuerwach- und Mobilfunkturm ist. Er liegt in der Kernzone des Müritz-Nationalparks auf dem Gebiet der Gemeinde Kargow.

Östlicher Nationalparkteil

Am Ufer des Großen Fürstenseer Sees im östlichen Nationalparkteil
Am Ufer des Großen Fürstenseer Sees im östlichen Nationalparkteil

Der zweite, 62 km² große Nationalparkteil, umschließt mit seinen urwüchsigen Buchenwäldern die Nationalparkstation Serrahn und bietet Wanderern ein weitläufiges Wegenetz zum Erkunden der Landschaft. Die alten Buchenwälder sind besonders im Frühjahr und Herbst prächtig anzusehen. Im Gegensatz zu fast allen forstlich genutzten Buchenwäldern in Deutschland wurden die Serrahner Wälder in den letzten 150 Jahren weitestgehend sich selbst überlassen, weil sie zu Jagdgebieten der Großherzöge erklärt wurden. Um sie vor Jagd- und Holzfrevel zu schützen umzäunte man früher sie sogar. Der Schutz der Buchenwälder währte bis 1945 und bereits 1952 wurden die Wälder zum Naturschutzgebiet erklärt. Der heutige Nationalparkteil beherbergt neben mehreren kleinen, auch drei größere Seen, von denen sich der Große Fürstenseer See durch besonders klares Wasser auszeichnet. Daneben trifft man auf viele Moore, deren Torfmoosvegetation an der Torfbildung beteiligt ist. Die Moore leuchten oft weithin sichtbar durch abgestorbene weiße Birkenstämme, die aus ihnen herausragen. Auch in diesem Teil des Nationalparks können Fischadler beobachtet werden.

Fischadler

Besucher des Nationalparks interessieren sich häufig besonders für die im Gebiet lebenden Fischadler. Worauf sein Name schon schließen lässt, ernährt sich der Fischadler (Pandion haliaetus) ausschließlich von Fisch, den er aus einem Sturzflug heraus, mit den Fängen ins Wasser greifend, erbeutet. Seinen schnellen eleganten Flug kann man über den schönen Seen im Nationalpark bewundern. Die Flügelspannweite misst bis zu 1,60 Meter. Durch seine weiße Unterseite kann er im Flug auch recht gut vom dunklen Seeadler unterschieden werden, der ebenfalls im Gebiet vorkommt. Da die Seen im Mecklenburger Winter zufrieren und die Fischadler deswegen ihrer Nahrungsgrundlage beraubt sind, müssen sie ihre Brutreviere verlassen, um in Nord-West-Afrika zu überwintern. Im März kehren sie wieder zurück. Fischadlerpaare bleiben oft ein Leben lang zusammen und kommen immer wieder in ihr vertrautes Revier. Das Weibchen legt im April zwei bis drei, seltener vier Eier in ein großes Nest, das bevorzugt auf großen Strommasten angelegt wird. Die Jungen schlüpfen nach etwa 40 Tagen. Als Konkurrenten der Fischwirtschaft wurden Fischadler auch in Deutschland stark bejagt, sodass bis 1934 nur noch 20 Fischadlerpaare in Mecklenburg brüteten. Nach einer kurzfristigen Erholung der Bestände führte der Einsatz des Insektizids DDT (bis 1975), welches sich in der Nahrung der Adler, den Fischen angesammelt hatte dazu, dass viele Fischadlereier extrem dünnwandig wurden und beim Brutversuch zerbrachen. Dank intensiver Schutzmaßnahmen leben in Deutschland heute wieder etwa 600 Fischadlerbrutpaare, die meisten davon in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg.

Die noch größeren Seeadler (Haliaeetus albicilla) Flügelspannweite bis 2,40 Meter bleiben ganzjährig im Nationalpark. Sie ernähren sich von Fischen, Wasservögeln und Aas und können somit auch im Winter ihren Nahrungsbedarf decken. Ihre Horste bauen sie im Wald in den Astgabeln großer Bäume oder an Waldrändern.

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Bildquellen:

Vorschaubild, Der Käbelicksee, Müritz-Nationalpark, Mecklenburgische Seenplatte, Mecklenburg Urheber: Botaurus stellaris, via Wikimedia Commons. gemeinfrei

Urwaldartiger Rotbuchenwald mit Totholz im Müritz-Nationalpark, separater Gebietsteil "Serrahn". Urheber: Christian Fischer via Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Am Ufer des Großen Fürstenseer Sees im östlichen Nationalparkteil ((Bildautorin: Karin Müller-Syring, Leipzig))


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