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Frank Meyer

Raum 101
Erzählungen über Männer

Von dem Konflikt mit dem Vater beim Froschschenkeljagen, den abenteuerlichen Gefühlen einer Kinderliebe, den bleibenden Momenten mit dem besten Freund, die erschütternden Erlebnisse beim Bund...teils einfühlsam, teils derb erzählen die Geschichten dieser Sammlung, wie Jungen und Männer sich in verschiedenen Lebensabschnitten bewähren... oder wie sie versagen. 

Der Fischländer Friedhof im Ostseebad Wustrow

Der Fischländer Friedhof im Ostseebad Wustrow

Birgitt Sandke

Die Vergänglichkeit des Lebens dringt besonders ins Bewusstsein, wenn man über Friedhöfe geht. Sie sind nicht nur einsame Plätze der Stille und Andacht, sie erzählen auch über die Geschichte eines Ortes, sind sozusagen historische Denkmale.

Der Fischländer Friedhof im Ostseebad Wustrow kann viel über die Geschichte der Halbinsel und ihrer Bewohner erzählen. Der besondere Reiz der Landschaft zwischen Meer und Bodden, die Schönheit der Natur und das wunderbare Licht zogen Künstler, Sommerfrischler und Erholung Suchende schon von jeher an. Sie kamen oft über Jahrzehnte und richteten ihren Sommerwohnsitz auf dem Fischland ein. Einige blieben später für immer, für andere wurde es ein fester zweiter Wohnsitz. Deshalb verwundert es nicht, dass einige dieser Gäste auf dem Fischländer Friedhof ihre letzte Ruhestätte fanden.

Findlinge, die die Liebe zur Landschaft ausdrücken

Der Friedhof wurde 1832 nördlich des Dorfes angelegt, nachdem der Platz auf dem Kirchberg zu klein geworden war. 1859 fasste man den Friedhof mit einer Steinmauer ein, und 1861 wurde eine Kapelle errichtet. Nach dem Zweiten Weltkrieg, an den einige Gräber der Kriegsopfer gemahnen, musste der Friedhof erweitert werden. Heute ist das noch deutlich an der Friedhofsmauer zu erkennen, die in Höhe der Kapelle nördlich und südlich endet. Das erweiterte Friedhofsgelände begrenzte man durch Drahtzäune und Hecken.

Geht man den von Pappeln gesäumten Hauptweg entlang, schweift der Blick zugleich über die Friedhofsmauer hinaus zu den Feldern von Barnstorf und weiter zum Bodden. Die Stille inmitten der weiten Landschaft wirkt erhaben. In den Sommermonaten wird der Kontrast zwischen der Ruhe hier und dem Badeleben am Ostseestrand besonders spürbar. Hier ist ein Ort, um innezuhalten und dem Lärm der Zeit für Augenblicke zu entfliehen.

Zwischen prächtigen und sehr schlicht gearbeiteten Grabsteinen sind viele Findlinge, die von der Liebe und Verbundenheit der Menschen mit ihrer Landschaft künden. So bildet ein kleiner schöner Findling den Grabstein der prominenten Schriftstellerin Käthe Miethe (1893-1961). Ihr bekannter Heimatroman „Das Fischland“ erzählt viel über diesen Landstrich und seine Bewohner. Er lehrt das Fischland zu verstehen.

Ruhestätte von Seefahrer- und Fischerfamilien sowie Schriftstellern und Künstlern

Ein Findling als Grabstein
Ein Findling als Grabstein

Am Hauptweg, in der Nähe der Kapelle, befindet sich ein Orientierungsplan, der über die wichtigsten Grabstellen Auskunft gibt. Neben Grabstätten weiterer bekannter Künstler und Schriftsteller sind es vor allem Seefahrer- und Fischerfamilien sowie Lehrer der Seefahrtsschule, die hier ihre letzte Ruhestätte fanden. Die Inschriften auf den Grab- und Gedenksteinen wie „Schiffer“, „Steuermann“, „Kapitän“, „Lotse“, „Schiffsführer“, „Schiffsingenieur“ zeugen davon. Diese Menschen schrieben Geschichte. Ihre Grabsteine belegen, wie die Berufe sich in den Familien von Generation zu Generation fortsetzten. Auffällig ist auch das Vorkommen bestimmter Familiennamen. So, wie in anderen Gegenden die Namen Müller, Meyer, Schulze verbreitet sind, findet man hier häufig die Namen Bradhering, Permien, Voss, Zeplien und Fretwurst.

Zu den bekannten Künstlern, die auf dem Fischländer Friedhof begraben sind, gehören der Maler und Illustrator Fritz Koch-Gotha und seine Frau, die Malerin Dora Koch-Stetter. Koch-Gotha illustrierte rund 60 Bücher, darunter zahlreiche Kinderbücher wie die „Häschenschule“. Dora Koch-Stetter brachte den Expressionismus nach Ahrenshoop. Einige ihre Bilder hängen im Kunstmuseum Ahrenshoop. Die Reihe der bekannten und unvergessenen Persönlichkeiten setzt sich fort u.a. mit der Keramikerin Frida Löber, den Künstlerehepaaren Arnold und Barbara Klünder, Ernst-Theodor Holtz und Hedwig Holtz-Sommer sowie Johann Jaenichen und Hedwig Woermann-Jaenichen und schließlich mit der Gymnastikpädagogin Dora Menzler, die aufgrund ihrer jüdischen Herkunft 1933 die Leitung ihrer Gymnastikschule in Dresden-Hellerau abgeben musste und sich 1938 nach Wustrow zurückzog, wo sie seit 1919 ein Haus besaß und Sommersemester durchführte. Sie starb 1951.

Ein literarisches Memento mori

Sehr ausführlich ist der Friedhof mit seinen bedeutenden Grabstellen in dem Buch „Der Fischländer Friedhof“ beschrieben. Die Musikerzieherin und Autorin Ulla Freitag spürte in ihrem 124-seitigen Buch vielen Leben nach und bringt warmherzig, mit viel Liebe für das Besondere und Achtung vor den Verstorbenen dieses Stück Erinnerungskultur dem Leser nahe. Ein Orientierungsplan ist beigefügt, sodass „eine enge Auswahl häufig aufgesuchter Grabstellen“ leichter zu finden ist. In ihrem Buch ist auch ein schönes Zitat des Dresdner Schriftstellers, Dichters und Steinsammlers Ottomar Enking von 1938 zu finden. Enking hatte jahrzehntelang seinen Sommersitz in Althagen (heute Ortsteil von Ahrenshoop) und kam bei der Zerstörung Dresdens am 13. Februar 1945 ums Leben. So ist es bei Ulla Freitag nachzulesen. Er drückte seine innige Verbundenheit mit dem Fischland aus, indem er schrieb: „Es gibt nur einen Raum auf dieser Erden, der wirklich würdig ist, bewohnt zu werden: Das Fischland! Weil hier traumhaft wundersam Diesseits und Jenseits zueinander kam.“

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Fotos: Birgitt Sandke

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18347 Wustrow

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