Meck-Pomm-Lese

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Trägerwerk-Skizzen

Wunderschöne Ansichten von 24 Einrichtungen der Trägerwerke für Soziale Dienste  - gezeichnet von Gerhard Klein

(2011, erschienen im Bertuch Verlag).

Julin

Julin

Ludwig Bechstein

Diese Sage handelt von der Stadt Julin und davon wie diese zu der Stadt Wolin (auch Wollin) wurde. Wollin liegt auf der gleichnamigen Insel im Nord-Westen von Polen. Die Stadt verzeichnet fast fünf tausend Einwohner und liegt nur weniger Kilometer von der heutigen Grenze entfernt.   Auch Wissenschaftler bezeichnen Wollin als vorheriges Julin und bringen es mit dem versunkenen Vineta in Verbindung.

 Andreas Werner

Wollin um 1920.
Wollin um 1920.
Wo heute Wollin, die Stadt am breiten Dievenowstrom liegt, der das Stettiner Haff mit der Ostsee verbindet, hat vor langer Zeit eine große, Geld- und volkreiche Stadt namens Julin gelegen. Nach dem Untergang der Stadt Vineta Blüte die Stadt zu einer Handelsstadt auf. Julin führte Kriege gegen den Dänenkönig Suen Otto. Dreimal machten die Krieger Julins diesen König zum Gefangenen. Das erste Mal musste er so viel Silber zu seiner Freilassung geben, wie schwer er war. Das Geld gab die königliche Kammer her. Das zweite Mal musste der König so viel Silber zu seiner Freilassung  geben, wie viel er in seiner schweren Rüstung wog. Da hatte die Kammer kein Geld mehr und es mussten königliche Krongüter verkauft und verpfändet werden. Da aber der König Suen Otto zum dritten Mal Gefangener wurde, verlangten die Bürger Julins eine schwerere Lösung. Nämlich des Königs Gewicht in Gold. Da war guter Rat teuer, denn die Kammer hatte kein Geld und die Krongüter lagen in Pfandschaft. Also haben alle wohlhabenden Frauen Dänemarks ihren Goldschmuck zusammengetan und es hatte gereicht den König frei zu lassen. Zum Dank gab König Suen Otto ein Gesetz bekannt, dass jede Frau das Erbrecht haben soll, auf ein Drittel des Nachlasses ihres Mannes. Da ihnen früher nur ein geringer Teil des Erbes zustand.
Die Zerstörung von Sodom und Gomorra
Die Zerstörung von Sodom und Gomorra

Als die Stadt Julin vom heidnischen Glauben zum christlichen Glauben übertrat, meldeten sich bei dem Bischof Otto auf einmal zweiundzwanzigtausend Einwohner zur Taufe an. Kurz Danach aber ist das Volk von Julin wieder gottlos geworden, hat Christentum verleugnet und ist wieder in die heidnischen Gräuel zurückgefallen. Da hat der Gott sich erzürnt und wie auf Sodom und Gomorrha Feuer niederregnen lassen. Der Herr hat  die Stadt Julin so verbrennen lassen, dass sie sich wieder durch einen neuen Bau erholen konnte. Im Jahre 1170 kam der Dänenkönig Waldemar durch den breiten Dievenowstrom mit einer großen Flotte, plünderte den Rest der Stadt und verbrannte was von ihr abermals wieder neu aufgebaut worden war. Da war die Stadt Julin verlassen und sie blieb auf immer öde. Die wenigen Flüchtigen die dem Verderben entrannen erbauten die Stadt Wollin in der Nähe des alten Julin.

aus dem Buch: Ludwig Bechstein, Deutsches Sagenbuch, Leipzig 1930

bearbeitet von Andreas Werner

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Fotos:

Titelbild: Wollin um 1920., Wikipedia, Gemeinfrei

Die Zerstörung von Sodom und Gomorra, John Martin, Wikipedia, Gemeinfrei

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