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Astrid Koopmann/ Bernhard Meier
Kennst du Erich Kästner?

Ist das dort nicht Kästner, Erich Kästner? Ich habe gehört, er war gerade auf großer Reise - Dresden, Leipzig, Berlin, München oder so. Soll ich dich mit ihm bekannt machen? Kästner mal ganz privat! Er hat immer eine Menge spannender Geschichten auf Lager.

Reuter, Fritz

Reuter, Fritz

Meisterhafter Menschenkenner

Ein reiner Vertreter des poetischen Realismus in Deutschland war der 1810 in Stavenhagen (Mecklenburg) geborene Fritz Reuter. Der Sohn eines Bauern studierte in Jena Rechtswissenschaften. Zur Zeit der ärgsten „Demagogenverfolgungen" wurde er als Jenaer Burschenschaftler 1833 in Berlin auf der Durchreise verhaftet. Wegen „versuchten Hochverrats", dessen er fälschlich denunziert worden war, wurde er zum Tode verurteilt, dann aber zu 30 Jahren Festungshaft auf der Feste Silberberg in Schlesien begnadigt und schließlich 1840 freigelassen. In Heidelberg begann er daraufhin erneut zu studieren, verfiel aber in sein altes Laster der Trunksucht und gab das Studium auf. Er ging zurück nach Mecklenburg und arbeitete als „Strom" (landwirtschaftlicher Gehilfe), was ihm körperlich und seelisch sehr förderlich war. Hierbei lernte er auch seine spätere, tapfere Frau kennen, die ihn vor dem körperlichen und seelischen Ruin rettete und seinen Willen zum Schreiben anspornte.

Nach seiner Zeit als Landwirtschaftsgehilfe begann er ein Wanderleben und arbeitete als Privatlehrer und Porträtmaler. Von 1863 bis zu seinem Tod im Jahr 1874 lebte er als freier Schriftsteller in Eisenach, wo er auch beerdigt ist.

Reuter schrieb in plattdeutscher Sprache. Er ist bis heute der bekannteste und be-liebteste deutsche Dialektdichter. Seine Stoffe nahm er aus dem Land- und Klein-stadtleben seiner mecklenburgischen Heimat. Er liebte die rauen und eckigen, aber tüchtigen Gestalten des Alltagslebens ohne große Leidenschaften und ohne geistige Bedürfnisse und stellte sie saftig und lebendig vor uns hin. Sein Humor wuchs aus vitalem Daseinsbehagen und derber Sinnenfreude, optimistischer Weltanschauung und reiner Menschenliebe. Seine Darstellungsweise ist behaglich breit, volkstümlich, Rührendes neben Komisches stellend. Alles zielt auf unverfälschte Sachlichkeit. Reuter war ein meisterhafter Menschenkenner und Menschengestalter.

Sein Hauptwerk „Ut mine Stromtid" („Aus meiner Zeit als Landwirtschaftsgehilfe"), erschien 1862, wurde in alle Kultursprachen übersetzt und mehrfach dramatisiert. Viele Redensarten der Hauptfigur, des Inspektors Bräsig, wurden sprichwörtliches Allgemeingut. Reuter verwertet Erlebnisse und Erfahrungen aus seiner zehnjährigen bäuerlichen Tätigkeit. Es sind jedoch weniger Erinnerungen als vielmehr freie Erfindungen. Reuter zeigt sich als großartiger Menschenschilderer. Nicht die Begebenheiten und Schicksale sind die Hauptsache, sondern die Fülle der Typen, die alle echte Verkörperungen des norddeutschen Volksgeistes sind. Nach seinen Worten wollte er bestimmte Typen des bäuerlichen Lebens und den Charakter der mecklenburgischen Bevölkerung aufzeigen. „Ganz Mecklenburg rückt hier vor: Adel, bürgerliche Emporkömmlinge, Landwirte, städtische Honoratioren, zweifelhafte Existenzen, Geistlichkeit und Kinderwelt."

Am populärsten und unvergesslichsten wurde die Gestalt des Inspektors Zacharias Bräsig, die Reuter in ganz Deutschland bekannt machte. Die Haupthandlung ist nur locker gefügt. Sie schildert den Versuch des Emporkömmlings Pomuchelskopp (so viel wie aufgeblasener Querkopf, von Pomuchel = Dorsch, den Gutsherrn von Ram-bow von seinem Gut zu vertreiben. Dazu kommt eine Fülle von Einzelbildern, die alle den einen Grundgedanken haben: Nur ernste Arbeit und treue Pflichterfüllung vermögen den Menschen wahrhaft zu adeln. Vorurteile des Standes sind unbe-rechtigt. Adel, Bauern und Bürger müssen zusammenstehen gegen verbrecherische Mächte, die sie bedrohen.

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Foto: Lithographie von Josef Kriehuber nach Haertel  - Wikipedia

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