Meck-Pomm-Lese

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Johann Winckelmann
Begründer der klassischen Archäologie und modernen Kunstwissenschaften

Klaus-Werner Haupt

Das Porträt eines außergewöhnlichen Aufklärers, dessen mysteriöser Mord bei seinen zeitgenössischen und namhaften Verehrern - wie Goethe, Herder oder Anna Amalia - einen Schock auslöste.

Gottlob Burchard Genzmer

Gottlob Burchard Genzmer

Klaus-Werner Haupt

Prinzenerzieher, Theologe und Naturforscher

Von 1735 bis 1737 wurde für den apanagierten Herzog Carl I. (1708-1752) zu Mecklenburg-Strelitz und dessen Familie das sogenannte Untere Schloss errichtet. Als Prinzenerzieher kam der aufgeklärte Theologe Gottlob Burchard Genzmer (1716-1771) nach Mirow.
Genzmer studierte von 1736 bis 1738 Theologie und Philosophie an der Friedrichs-Universität in Halle (Saale). Dort wurde er mit dem Studenten Johann Joachim Winckelmann (1717-1768) bekannt. Im Jahre 1740 ging Genzmer als Konrektor der Lateinschule nach Havelberg/Prignitz, sein Studienfreund bewarb sich drei Jahre später als Konrektor in Seehausen/Altmark. Die Kontakte blieben auch während Winckelmanns Aufenthalt in Rom bestehen. Dank der Vermittlung des Havelberger Stadtphysikus Christian Andreas Cothenius wurde Genzmer 1745 als Informator (Prinzenerzieher) in das Herzogtum Mecklenburg-Strelitz berufen. Seine Schüler waren neben Adolf Friedrich (1738-1794), Carl (1741-1816) und Georg (1748-1785) drei weitere Prinzen und Prinzessinnen, darunter die spätere englische Königin Charlotte (1744-1818). Dank des Wirkens der herzoglichen Familie und kluger Ratgeber entwickelte sich Mirow zu einem intellektuellen Zentrum.
1753 folgte der Hofmeister Genzmer dem jungen Herzog Adolf Friedrich IV. nach Neustrelitz, 1756 erhielt er als Dank für sein Wirken die Präpositur (Propstei) Stargard. Im Jahre 1758 zerstörte ein Großbrand viele Gebäude Stargards, darunter die Stadtkirche. Als Präpositus und Pastor leitete Genzmer deren Wiederaufbau. Der Gottesdienst fand mehr als ein Jahrzehnt auf der nahegelegenen Burg statt.
Seine Sammlung von Steinen und Petrefakten (Fossilien) sowie zahlreiche Publikationen machten Genzmer zu einem der bedeutendsten Naturforscher Mecklenburgs. Als Prinz Georg von 1765 bis 1766 für mehrere Monate in Rom weilte, suchte er mit seinem Cicerone, dem Altertumsforscher Johann Joachim Winckelmann, geeignete Stücke für die Petrefaktensammlung seines einstigen Hofmeisters. Genzmer stand in Verbindung mit den bedeutendsten Gelehrten seiner Zeit, darunter dem Theologen und Historiker Samuel Buchholtz, dem Schriftsteller und Literaturtheoretiker Johann Christoph Gottsched, den Naturforschern Friedrich Martini, Johann Ernst Walch, Johann Georg Krünitz und Carl von Linné, dem Verleger Christian Friedrich Voß sowie dem Schriftsteller und Verleger Friedrich Nicolai. Im Jahre 1769 wurde Gottlob Burchard Genzmer in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina zu Halle gewählt.
Im Oktober 1770 erfolgte die Einweihung der wiedererrichteten Stadtkirche Sankt Johannes, Genzmer hatte eigens den Text für die Kantate verfasst. Nur sechs Monate später verstarb er an den Folgen einer Fußverletzung. Sowohl seine wissenschaftliche Sammlung als auch seine umfangreiche Korrespondenz gelten heute als verschollen. Im August 1791, nach seinem Studium in Göttingen, editierte der Strelitzer Philologe Adolf Christian Siemssen (1768-1833) drei Winkelmannsche Briefe an Genzmer ( 1 ). Sechs der sieben zwischen 1746 und 1766 verfassten Briefe wurden später von dem Literaturwissenschaftler Walther Rehm (1901-1963) editiert ( 2 ).
Auf einer malerischen Insel im Mirower See befindet sich neben Johanniterkirche und Torhaus dieses Ensemble aus Kavaliershaus und Schloss. Seit Juni 2014 erwarten die Besucher zwei sehenswerte Ausstellungen über die „Mirokesen", wie der auf Schloss Rheinsberg residierende preußische Kronprinz Friedrich seine Nachbarn einst respektlos bezeichnete.

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Literaturnachweis:

( 1 ) Siemssen, Adolf Christian: Winkelmannsche Briefe. In: Monatsschrift von und
für Mecklenburg. 4. Jahrgang, 8. Stück, Schwerin im August 1791, S. 534-554

( 2 ) Starsy, Peter: Gottlob Burchard Genzmer. Versuch einer Würdigung. In: Stier
und Greif Sonderheft '1000 Jahre Mecklenburg'. Schwerin 1995, S. 74-84

 

Abbildungsnachweis:

( 1 ) der Lehrer Gottlob Burchard Genzmer. Schattenriss in der ständigen Ausstellung.
www.schlossmirow.de

( 2 ) Ensemble von Kavaliershaus und Schloss Mirow. Foto: Klaus-W. Haupt (2014)

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