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Flechtwerk
Lebendige Nachbarschaft und Integration

so heißt die erste Ausgabe unserer neuen Zeitschrift

FLECHTWERK - Lebebendige Nachbarschaft und Integration

Die Deutschen sind ofener geworden und haben gleichzeitig mehr Sinn für Heimat, Familie und Nachbarschaft entwickelt. Es müssen neue Wege gesucht werden, um Ausgrenzung und Anonymität zu verhindern.

Joachim Slüter

Dörte Suhling

Die mittelalterliche Kirchengeschichte ist wie die Kultur- und Stadtgeschichte von Rostock sehr eng mit dem Leben und Wirken des Geistlichen und evangelischen Predigers Joachim Slüter verbunden. Nicht nur im Jahr 2017, dem 500. Jubiläum der Reformation in Deutschland, das untrennbar mit dem Name Martin Luthers verbunden ist, halten die Rostocker das Gedenken an den norddeutschen Reformator Slüter in Ehren.

Dem Norden von Anfang an verbunden

Joachim Slüter, auch Jochim Slyter, Joachim Kutzer, Jochim Kutzker oder auch Jochim Dutzo, kam um 1490 in Dömitz an der Elbe (heute Landkreis Ludwigslust-Parchim) im Südwesten Mecklenburgs als Sohn eines Fährmanns namens Kutzer zur Welt. Nach dem frühen Tod des Vaters heiratete die Mutter erneut. Fortan hieß der kleinen Joachim Slüter.

Das Wirken Slüters als Priester in Rostock ist seit 1517 nachweisbar. Ein Jahr später ließ er sich an der Universität der Hansestadt immatrikulieren. Einige Jahre später war Slüter in der Kirchspielschule von St. Petri, der ältesten Stadtkirche Rostocks, als Schulmeister tätig. 1523 setzte ihn Heinrich V., Herzog zu Mecklenburg (1479–1559), als Diakon in dieser Kirche ein. Diese Stelle war aufgrund interner Unstimmigkeiten der Mecklenburger Herzöge bezüglich ihrer Besetzung schon lange Zeit vakant.

Herzog Heinrich V., im Volksmund auch „der Friedfertige“ genannt, stand der Idee der Reformation, die in Mecklenburg sehr früh viele Anhänger fand, von Anfang an sehr offen entgegen. So stand er beispielsweise in regem Briefwechsel mit Martin Luther. Als neuer Diakon erhielt Slüter von Heinrich V. den besonderen Auftrag, hier reformatorisch zu wirken.

Predigten in der Muttersprache des Volkes

Slüterdenkmal
Slüterdenkmal

Die Petrikirche liegt in der östlichen Altstadt der Hansestadt Rostock. Hier lebten im Mittelalter vorwiegend arme Menschen, kinderreiche Familien, Tagelöhner oder einfache Handwerker, die die in Kirchenlatein gehaltenen Predigten oft nicht verstanden.

Joachim Slüter, der der Auffassung war, dass der Glauben verständlich an das Volk herangetragen werden müsse, erkannte das Problem. Fortan predigte in Niederdeutsch, der Muttersprache eines Großteils seiner Gemeinde. Die Zuhörerschaft seiner Predigten stieg stetig, und der Platz in der Kirche wurde zu klein. Slüter hielt daraufhin seine Predigten oft im Freien, im Kirchengarten von St. Petri.

Über die Grenzen der Hansestadt Rostock und Mecklenburgs hinaus bekannt wurde Slüter vor allem durch die Herausgabe des ersten Gesangbuches in niederdeutscher Sprache. Die erste Auflage dieser plattdeutschen Sammlung von Kirchenliedern, das heute als ältestes bekanntes niederdeutsches Gesangbuch gilt, erschien 1525. Eine zweite, erweiterte Auflage folgte 1530. Ein Jahr später gab Slüter das „Doppelte Gesangbuch“ heraus, in dem neben den eigenen gesammelten Kirchenliedern auch die niederdeutsche Übersetzung des von Luther herausgegebenen „Klugschen Gesangbuchs“ enthalten war.

Feind der katholischen Kirche

Die von Joachim Slüter in niederdeutscher Sprache gehaltenen und damit auch für das einfache Volk verständlichen Predigten hatten nicht überall nur Befürworter. So musste sich der beliebte Diakon von St. Petri gegen heftige Anfeindungen zur Wehr setzen, die vorwiegend aus dem kirchlichen Lager stammten. Das ging sogar so weit, dass Slüter wegen zahlreicher Morddrohungen 1525 zeitweise die Hansestadt verlassen musste.

Auch die Hochzeit Slüters mit Katharina Jelen, der Tochter eines Kleinschmieds aus der Hansestadt Rostock, war in den Augen seiner Gegner ein Affront gegen die Kirche, brach er damit doch den Zölibat, der Geistlichen eine Ehe untersagt.

Rostock wird evangelisch

Nachdem Heinrich V. im Jahre 1526 dem Torgauer Bund beigetreten war und sich damit öffentlich zur Reformation bekannte, wurde 1531 die Hansestadt Rostock ganz offiziell evangelisch. Ein im März 1531 von Slüter veröffentlichtes Gutachten zur Frage der gottesdienstlichen Zeremonien führte aber auch im evangelischen Kirchenlager zu heftigen Diskussionen bezüglich der Verwendung der Muttersprache im Gottesdienst.

Der Rostocker Rat aus Kaufleuten und reicheren Handwerkern erkannte sehr schnell, welche Möglichkeiten die mit den Predigten Slüters eingeleitete Reformation für die Entwicklung der Hansestadt boten. Deshalb hielten nicht nur die Herzöge von Mecklenburg, sondern auch die Ratsherren – entgegen den Empfehlungen führender Theologen – an Slüter fest und unterstützten sein Wirken in Rostock.

Ungeklärter Tod des Reformators

Im Jahr 1532 starb Joachim Slüter im Alter von 42 Jahren in Rostock. Die Hintergründe seines Todes wurden nie wirklich aufgeklärt. Gerüchte von einer Vergiftung oder anderen gewaltsamen Todesursachen des besonders im Volk sehr beliebten Predigers konnten gerichtlich weder bestätigt noch gänzlich ausgeräumt werden. Slüter wurde auf dem Kirchhof von St. Petri beigesetzt.

Im Jahr 1862 wurde zu Ehren des großen norddeutschen Reformators im Kirchhof der Petrikirche ein Denkmal eingeweiht, das ziemlich genau auf seiner Grabstätte errichtet worden ist. Es soll an das Wirken des Geistlichen und seine Bedeutung für die Hansestadt Rostock, Mecklenburgs und ganz Norddeutschlands erinnern. Außerdem wurde die Straße an der Petrikirche in Slüterstraße umbenannt.

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Bildquelle:
Slüterdenkmal um 1900, gemeinfrei

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