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Heft 2

B-Z! Das ist nett! (Teil 1)

In diesem Arbeitsheft werden alle Konsonanten eingeführt, die sich beim Sprechen gut dehnen lassen. Dazu kommen noch einige Vokale (Zwie- und Umlaute).

Kloster in Malchow

Kloster in Malchow

Birgitt Sandke

Schon aus der Ferne grüßt der Turm der roten Backsteinkirche
Schon aus der Ferne grüßt der Turm der roten Backsteinkirche

Ein besonderes Kleinod der Inselstadt Malchow im Landkreis mecklenburgische Seenplatte ist die Klosteranlage Malchow. Sie liegt malerisch auf der Südseite des Malchower Sees und wurde 1298 durch Bischof Gottfried I. von Bülow neben der bereits bestehenden Kirche errichtet. Es war damals ein Kloster der Magdalenerinnen, Büßerinnen in der Nachfolge Maria Magdalenas, das später als Zisterzienserinnenkloster fungierte. Nach der Reformation erfolgte die Umwandlung des Klosters in ein adliges Damenstift, das den vereinten Landständen überwiesen wurde. Gemeinsam mit den Klöstern Dobbertin und Ribnitz bildete es die drei Landesklöster der mecklenburgischen Ritterschaft. Adlige, unverheiratete Frauen konnten sich in das Konvent einkaufen und erhielten lebenslanges Wohnrecht. Mit Aufhebung der Landstände und der Landesklöster 1920 war auch für das Kloster Malchow das Ende besiegelt. Die letzte adlige Stiftsdame lebte bis 1972 im Kloster.

Die Klosterkirche

Die dreischiffige Klosterkirche aus rotem Backstein mit ihrem filigranen hohen schlanken Turm grüßt schon aus der Ferne. Sie wirkt wie ein Werk der Gotik. Doch das täuscht. Der heutige Bau stammt nicht aus mittelalterlicher Zeit, sondern aus dem 19. Jahrhundert. Er ist ein Werk der Neugotik, eines Kunststils innerhalb des Klassizismus, der die Formen mittelalterlicher Gotik nachahmt.

Im Atelier von Karin Voelsch
Im Atelier von Karin Voelsch

Der erste Kirchenbau reicht in die Zeit vor 1298 zurück. Es handelte sich wohl um eine einschiffige Feldsteinkirche. Trotz mehrmaliger Umbauten konnte diese den Ansprüchen an eine Klosterkirche nie völlig genügen, sodass sich die Klosterbeamten schließlich für einen Neubau entschieden. Der alte Kirchenbau wurde abgetragen. An seiner Stelle entstand in den Jahren 1844 bis 1849 nach einem Entwurf des von der Schinkelschule geprägten Hofbaumeisters Friedrich Wilhelm Buttel (1796 bis 1869) eine Kirche im neugotischen Stil. Am 22. April 1849 wurde der neue Kirchenbau aus rotem Backstein geweiht. Etwa 170 verschiedene Formsteine wurden für den Bau verwendet. Untersuchungen ergaben, dass die Wandflächen ziegelfarbig gerötelt waren und die tatsächlichen Fugen nicht in Erscheinung traten. Auf ausgewählten Flächen war jedoch ein feines weißes Fugennetz aufgemalt.

Doch in der Johannisnacht 1888 brach ein Brand aus, wobei das Innere vollständig zerstört wurde. Der Wiederaufbau unter Leitung des Geheimen Oberbaurat Georg Daniel (1829 bis 1913) dauerte bis 1890. Der Baukörper blieb mit seinen Außenwänden erhalten, erhielt jedoch einen strengeren Charakter: Der flach gedeckte Innenraum wurde durch Kreuzrippengewölbe ersetzt. Die Öffnungen und das Terrakotta-Dekor wurden vereinfachend verändert.
Zu den bemerkenswerten Stücken der heutigen Innenausstattung gehören die Kanzel von Hoftischler Reinhold in Schwerin, das Altarbild des für seine religiös-historischen Gemälde bekannten Karl Andreae (1823 bis 1904) aus Dresden sowie die Apostelfenster in Chor und Seitenschiffen von der Tiroler Glasmalerei und Mosaik Anstalt in Innsbruck. Die Orgel ist ein Werk des Schweriner Hoforgelbauers Friedrich Friese (1827 bis 1896), genannt Friese III. Er entwickelte die Orgelwerkstatt Friese zur bedeutendsten in Mecklenburg in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Seit 1997 befindet sich die Klosterkirche im Besitz der Stadt Malchow und wird seitdem gemeinsam mit dem ehemaligen Pfarrhaus als Orgelmuseum genutzt. Wie in vielen anderen Kirchen finden auch hier regelmäßig Konzerte statt. Außerdem wird die Kirche als Standesamt genutzt.

Vom öffentlich begehbaren Turm, der über eine Bronzeglocke aus dem Jahr 1614 und drei 1955 gegossene Eisenhartgussglocken verfügt, kann man einen weiten Blick über Malchow genießen.

Das Mecklenburgische Orgelmuseum

Es ist schon erstaunlich, in einer Kirche so viele Orgeln zu sehen. Meine fragenden Blicke werden aufgefangen, und ich erfahre, dass in der Kirche, die gleichzeitig als Orgelmuseum fungiert, in erster Linie gefährdete Instrumente aus dem Raum Mecklenburg aufbewahrt werden. Daneben widmet sich das Orgelmuseum der Erforschung und Darstellung der Orgelbaugeschichte Mecklenburgs. Ein Orgel-Modell stellt die Funktionsweise des Instrumentes dar, und ich entdecke, dass es zugleich das Angebot gibt, die Orgel selbst zu spielen. Eine schöne Idee, doch ich muss leider passen. Die Führungen sind interessant, denn dabei werden mehrere Orgeln und deren klangliche Eigenheiten vorgestellt. Diesen besonderen Genuss, mehrere Orgeln in einem Raum hören zu können, sollte man sich nicht entgehen lassen.

Neben dem Hauptausstellungsraum in der Klosterkirche befinden sich im Orgelhaus, dem ehemaligen Pfarrhaus auf der gegenüberliegenden Straßenseite, weitere Ausstellungsräume. Dort sind auch Bibliothek, Werkstatt und Depot untergebracht.

Gebäude der ehemaligen Klosteranlage

Die denkmalgerechte Erhaltung und Wiederbelebung der über 700 Jahre alten Klosteranlage liegt in den Händen der Stadt Malchow, die gemeinsam mit dem Trägerverein „Kultur und Sportring Regenbogen e.V.“ diese Aufgabe bewältigen will. Eine Stiftung unterstützt Rettung und Erhalt. Seit 2001 finden Modernisierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen statt. Künftig soll die Anlage verschiedene Nutzungskonzepte wie Wohnen, Kultur, Gewerbe und Tourismus vereinen. Bereits 2000/2001 konnte ein Backsteingebäude aus dem Jahr 1847 grundlegend saniert werden. Seitdem beherbergt es vorwiegend Familien. Die Mieter wohnen nicht nur auf geschichtsträchtigem Gelände, sie haben auch einen malerischen Blick auf das Klosterareal und den See. Für weitere Gebäude sieht die Planung eine kombinierte Nutzung aus Kultur und Wohnen vor.

Das Kunstmuseum

Unsanierter Trakt mit den Ateliers von Karin Voelsch und Michael Voss
Unsanierter Trakt mit den Ateliers von Karin Voelsch und Michael Voss

Ein wichtiger Schritt wurde mit der Eröffnung des Kunstmuseums 2008 getan, das sich in den Räumlichkeiten des ehemaligen Refektoriums befindet. In den Ausstellungen werden im Besitz der Stadt befindliche Gemälde, Zeichnungen und Druckgrafiken regionaler Künstler gezeigt, so von Rudolf Gahlbeck (1895 bis 1972), Sieghard Dittner (1924 bis 2002), Friedrich-Franz Pingel (1904 bis 1994) und des in Malchow geborenen jüdischen Künstlers Peter Hesse (1921 bis 2008). Die historischen Räume werden darüber hinaus über Befundfelder erlebbar gemacht. So wurde beispielsweise ein Ausstellungsraum mit einer rekonstruierten historischen Tapete verkleidet. Kachelöfen blieben stehen, auch Teile von Decken und Wänden blieben im ursprünglichen Zustand. Alte Malereien und Putze wurden freigelegt. In dem Bestreben, nicht nur die momentane Ausstellung zu erweitern, sondern auch die Möglichkeit für Wechselausstellungen zu schaffen, gehen die Restaurierungsarbeiten am restlichen Refektorium weiter.

Ateliers in altem Gemäuer

Trotz des Verfalls, der noch die meisten Klostergebäude betrifft, denn nur zwei von sieben Gebäuden sind bisher saniert, ist zu erkennen, welch Kleinod hier schlummert. Dieser Faszination kann man sich kaum entziehen. Karin Voelsch, gebürtige Malchowerin und als Malerin Autodidaktin hat Atelier und Wohnung in einem unsanierten Trakt. Obgleich die Bedingungen, so zu leben, nicht immer einfach sind, fühlt sie sich doch wohl und geborgen. Sie mag nicht das Perfekte, fürchtet in gewisser Weise sogar ein fertig saniertes Kloster, denn dann sind viele Spuren übertüncht. Tröstlich für sie, dass bis dahin noch einige Zeit ins Land gehen wird. Nebenan betreibt der aus Nordrhein-Westfalen stammende Michael Voss Werkstatt und Galerie für Schmuck- und Metallgestaltung. Beide Künstler arbeiten in dieser pittoresken Stille der alten Klostergemäuer und sind glücklich. Besucher des Klosters schauen auch bei ihnen vorbei, machen ein Schwätzchen und nehmen, so wie ich, das eine oder andere Kunstwerk mit nach Hause. Bei Karin Voelsch erwarb ich ein kleines Landschaftsaquarell, das mich an meinen Klosterbesuch erinnern wird.

Engelscher Garten

Da die Sonne an diesem Apriltag immer noch alles in ein schönes Licht taucht, statte ich auch dem Engelschen Garten noch einen Besuch ab. Der Name dieser parkähnlichen Anlage hat nichts mit Engeln zu tun, sondern mit Johann Jakob Christian Engel (1762 bis 1840). Er warin der Zeit von 1786 bis 1819 als Küchenmeister im Kloster tätig und ließ das Gelände südwestlich der Klostermauer bis etwa zum Ende des Klosterfriedhofes umgestalten. Unter seinen beiden Nachfolgern wurde der Garten ständig erweitert. Bis 1855/56 erfolgte mit der letzten Bauphase eine Ausdehnung auf die heutige Gestalt des Gartens, der zum Flanieren einlädt.

Kiek in un wunner di

Auf meiner Entdeckertour finde ich noch etwas „Wundersames“. Nur wenige Schritte von der Klosterkirche entfernt, in einem alten, noch nicht restaurierten Fachwerkhaus, befindet sich dasMuseum „Kiek in un wunner di“. Hier sind historische Räume eingerichtet, die für Jung und Alt interessant sind. Zu sehen sind: eine alte Schulklasse, Wohnstube, Küche, Kinderstube, Schusterwerkstatt, Druckerei und vieles mehr. Anfassen ist erlaubt. Hier finden sogar historische Unterrichtsstunden statt. Das ist auch etwas für meinen Stundenplan, wenn ich wieder Malchow besuche.


*****

Fotos: Birgitt Sandke

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