Meck-Pomm-Lese

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Strandgut
Berndt Seite
Ein Inseltagebuch 
Roman 2013, 113 Seiten

Die Ostsee ist ein Sehnsuchtsort, an dem man seine Gedanken mit dem Meer schweifen lassen kann. Beim Anblick der Wellenbewegungen kommen Erinnerinerungen an das Auf und Ab des Lebens auf. In eindrucks- und stimmungsvollen Bildern beschreibt Berndt Seite in seinem Tagebuch philosophische Reflexionen in Rückblick auf sein privates und poltisches Leben. Das raue und derbe Klima der Ostsee, die verschiedenen Jahreszeiten am Meer haben dabei ihren ganz eigenen Charme und helfen ihm, alte Dinge abzustreifen und wieder zu sich selbst zu finden.

Gerhart Hauptmann

Gerhart Hauptmann

Ulrike Unger

Einer der wichtigsten Vertreter des Naturalismus

„Alte Liebe rostet nicht: Hiddensee hat sich mir, neu und jung, im hohen Alter geschenkt, und sein Zauber verjüngt mich jedesmal, wenn meine Sohle seinen geliebten Boden berührt."
(Mai 1933)

Er ist ein Dramatiker von innovativem Stil. Sein scharfer Blick auf die sozialen Brennpunkte der Wilhelminischen Ära macht ihn zu einem der besten Naturalisten seiner Zeit. 1912 erhält er für sein Werk den Literatur-Nobelpreis.

Plakat zu "Die Weber"
Plakat zu "Die Weber"
Gerhart Hauptmanns Sozialdrama „Die Weber" ist an Milieugenauigkeit kaum zu übertreffen und vielleicht deshalb derart erschütternd. Aufwühlend liest sich die novellistische Studie des „Bahnwärter Thiel". Beklemmend der Fluchtversuch Helenes aus ihrem gewalttätigen und alkoholkranken Elternhaus und ihr Selbstmord in „Vor Sonnenaufgang". Hauptmanns Metier ist der Mensch ohne Einfluss und Status, gezeichnet von Krankheit, Mangel und Unterprivilegiertheit, sein Ringen um Moral, Würde und Existenz. Da werden Figuren wie der alte Weber Hilse porträtiert, der sich in seinem Gottvertrauen weigert, sich gemeinsam mit den verzweifelten, halb verhungerten Aufständischen seiner Zunft in einen aussichtslosen Kampf zu stürzen und der schließlich trotz seiner Friedfertigkeit und Duldsamkeit von einer irrgeleiteten Kugel niedergestreckt wird. Oder Thiel, der Bahnbedienstete, der stetig zunehmenden Wahnvorstellungen ausgesetzt ist, der nach einem traumatischen Erlebnis in einem rasenden Anfall Säugling und Ehefrau erschlägt. Hauptmanns Protagonisten sind kreatürlich, konkret und sprechen eine lebendige Alltagssprache. Deren Festsitzen in der gesellschaftlichen Rolle, das Kreisen um die eigenen biografischen Schrecken, das einsame Dasein einer jeden einzelnen gescheiterten Figur - Das ist Hauptmanns Kunst, diese Lebensläufe bis auf einen schmerzenden Punkt zu treiben. Das ist der physiologische Determinismus der naturalistischen Epoche.
Gerhart-Hauptmann-Haus in Agnetendorf (Jagni?tków)
Gerhart-Hauptmann-Haus in Agnetendorf (Jagni?tków)
Im Drama findet Hauptmann sein Genre, hier ist er am produktivsten. Über das Wesen der Dramaturgie sagt er: „Man muß [die Menschen] sehen, als wüßte man gar nichts von ihnen und erführe alles zum erstenmal. Dieses vollkommen Fremde muß dem Beschauer in seiner kleinsten Funktion das ganze Mysterium in seiner vollen Wunderbarkeit und Unbegreiflichkeit ausdrücken." Eine große Fülle an Texten hat er im Laufe seines Lebens niedergeschrieben, vielgestaltige Genre lässt er zurück: Dramen, Novellen, Romane, Komödien, Lyrik, Versepen und Lebensaufzeichnungen. 
 
Gerhart Hauptmann ist schon als Kind sehr einfallsreich, denkt sich ständig Geschichten aus, die er den Nachbarskindern erzählt. Er versucht sich in vielen Tätigkeiten und Berufen. Mal will er Bildhauer werden, dann Schauspieler. In die Szene der naturalistischen Autoren taucht er im Alter von 24 Jahren ein. Zu dieser Zeit ist er schon in Erkner mit Marie Thienemann, seiner ersten Ehefrau, heimisch geworden. Hauptmann knüpft Kontakte zum Naturalistenverein, beschäftigt sich mit Henrik Ibsen und Georg Büchner. Bald begegnet er dem naturalistischen Programmatiker und Künstler Arno Holz, der sozialkritischen Bildhauerin und Grafikerin Käthe Kollwitz wie auch Wilhelm Bölsche. Später folgt eine engere Bekanntschaft mit Holz´ Arbeitspartner Johannes Schlaf. Von nun an bleibt Gerhart Hauptmann vor allem dem Schreiben zugetan. 

Seine zunächst pazifistischen Neigungen hindern ihn kurzzeitig nicht daran, sich von der allgemeinen Kriegseuphorie am Vorabend des Ersten Weltkriegs mitreißen zu lassen, von der er aber recht schnell wieder Abstand nimmt. Nach dem Fall der Monarchie 1919 sucht er neue Impulse in lebensreformerischen Kreisen. Unter anderem hält er sich länger in der Pazifistenkolonie Monte Verità in der Nähe von Locarno auf und trifft dort mit dem Naturpropheten Gusto Gräser zusammen.

Ab 1926 bis 1943 verbringt Hauptmann die Sommerzeit stets auf Hiddensee. Seit er die schöne Künstlerinsel im Jahre 1885, während der Hochzeitsreise mit seiner Frau Marie, das erste Mal betreten hat, steht sie als Aufenthalts- und Dichterort in seiner höchsten Gunst. Hauptmann schwärmt von ihrem inspirativen Charakter durch die ungebändigte Natur, Abgeschiedenheit und Ursprünglichkeit. 1929 erwirbt er Haus Seedorn, welches fortan sein Domizil wird. Das Eiland beeindruckt ihn so sehr, dass er sogar veranlasst, er wolle „auf diesem schlichten Friedhof von Hiddensee [s]einen ewigen Schlaf schlafen." Das ehemalige Wohnhaus des Schriftstellers im Inseldorf Kloster ist heute ein Literaturmuseum. 

Heimaterde aus dem Riesengebirge, vermischt mit Ostseesand, wird ihm mit ins Grab gelegt.

 

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Quellen:
Theorie des Naturalismus. Hrsg. von Theo Meyer. Stuttgart: Reclam 1973.
Hiddensee - ein Lesebuch. Hrsg. von Renate Seydel. Berlin: Ullstein 2000.

 Bildquellen:

Vorschaubild, Gerhart Hauptmann, gemeinfrei, bearbeitet von Andreas Werner

Die Weber, Plakat zu die Weber, 1879, gemeinfrei 

Gerhart-Hauptmann-Haus in Agnetendorf (Jagni?tków), Andreas Werner 

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