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Mitgelaufen

Christoph Werner

Das Buch „Mitgelaufen“ ist nicht wie andere Bücher über das Leben in der DDR. Hier liegt nicht der Fokus auf Mangelwirtschaft, einer allmächtigen Partei und der Staatssicherheit. Der Autor ist auch kein Opfer des Regimes, dem schreckliches widerfahren ist. Er gehört zu der großen Masse derjenigen, die sich als Rädchen im Mechanismus der DDR-Diktatur gedreht haben. Christoph Werner bricht mit seinem Buch das Schweigen der Mitläufer. Er stellt sich seiner eigenen Vergangenheit und dem Wissen, dass er selbst durch seine Zurückhaltung oder auch lautstarke Zustimmung das alte System lange am Leben erhalten hat. Jahrzehnte nach dem Mauerfall eröffnet er damit vor allem der heranwachsenden Generation, welche die DDR nur noch vom Hörensagen kennt, einen ganz neuen Blickwinkel auf ihre Geschichte.

Ohne Anklage und ohne den Versuch der Rechtfertigung wagt er eine kritische Betrachtung aus dem eigenen Erleben und gewährt Einblicke in eine vergangene Zeit.
Möge der Leser nicht mit dem Zeigefinger auf ihn zeigen, sondern sich fragen, wie oft er heute selbst dem Mainstream folgt oder mutig zu sich selbst und seiner Meinung steht.

Reuter, Fritz

Reuter, Fritz

Meisterhafter Menschenkenner

Ein reiner Vertreter des poetischen Realismus in Deutschland war der 1810 in Stavenhagen (Mecklenburg) geborene Fritz Reuter. Der Sohn eines Bauern studierte in Jena Rechtswissenschaften. Zur Zeit der ärgsten „Demagogenverfolgungen" wurde er als Jenaer Burschenschaftler 1833 in Berlin auf der Durchreise verhaftet. Wegen „versuchten Hochverrats", dessen er fälschlich denunziert worden war, wurde er zum Tode verurteilt, dann aber zu 30 Jahren Festungshaft auf der Feste Silberberg in Schlesien begnadigt und schließlich 1840 freigelassen. In Heidelberg begann er daraufhin erneut zu studieren, verfiel aber in sein altes Laster der Trunksucht und gab das Studium auf. Er ging zurück nach Mecklenburg und arbeitete als „Strom" (landwirtschaftlicher Gehilfe), was ihm körperlich und seelisch sehr förderlich war. Hierbei lernte er auch seine spätere, tapfere Frau kennen, die ihn vor dem körperlichen und seelischen Ruin rettete und seinen Willen zum Schreiben anspornte.

Nach seiner Zeit als Landwirtschaftsgehilfe begann er ein Wanderleben und arbeitete als Privatlehrer und Porträtmaler. Von 1863 bis zu seinem Tod im Jahr 1874 lebte er als freier Schriftsteller in Eisenach, wo er auch beerdigt ist.

Reuter schrieb in plattdeutscher Sprache. Er ist bis heute der bekannteste und be-liebteste deutsche Dialektdichter. Seine Stoffe nahm er aus dem Land- und Klein-stadtleben seiner mecklenburgischen Heimat. Er liebte die rauen und eckigen, aber tüchtigen Gestalten des Alltagslebens ohne große Leidenschaften und ohne geistige Bedürfnisse und stellte sie saftig und lebendig vor uns hin. Sein Humor wuchs aus vitalem Daseinsbehagen und derber Sinnenfreude, optimistischer Weltanschauung und reiner Menschenliebe. Seine Darstellungsweise ist behaglich breit, volkstümlich, Rührendes neben Komisches stellend. Alles zielt auf unverfälschte Sachlichkeit. Reuter war ein meisterhafter Menschenkenner und Menschengestalter.

Sein Hauptwerk „Ut mine Stromtid" („Aus meiner Zeit als Landwirtschaftsgehilfe"), erschien 1862, wurde in alle Kultursprachen übersetzt und mehrfach dramatisiert. Viele Redensarten der Hauptfigur, des Inspektors Bräsig, wurden sprichwörtliches Allgemeingut. Reuter verwertet Erlebnisse und Erfahrungen aus seiner zehnjährigen bäuerlichen Tätigkeit. Es sind jedoch weniger Erinnerungen als vielmehr freie Erfindungen. Reuter zeigt sich als großartiger Menschenschilderer. Nicht die Begebenheiten und Schicksale sind die Hauptsache, sondern die Fülle der Typen, die alle echte Verkörperungen des norddeutschen Volksgeistes sind. Nach seinen Worten wollte er bestimmte Typen des bäuerlichen Lebens und den Charakter der mecklenburgischen Bevölkerung aufzeigen. „Ganz Mecklenburg rückt hier vor: Adel, bürgerliche Emporkömmlinge, Landwirte, städtische Honoratioren, zweifelhafte Existenzen, Geistlichkeit und Kinderwelt."

Am populärsten und unvergesslichsten wurde die Gestalt des Inspektors Zacharias Bräsig, die Reuter in ganz Deutschland bekannt machte. Die Haupthandlung ist nur locker gefügt. Sie schildert den Versuch des Emporkömmlings Pomuchelskopp (so viel wie aufgeblasener Querkopf, von Pomuchel = Dorsch, den Gutsherrn von Ram-bow von seinem Gut zu vertreiben. Dazu kommt eine Fülle von Einzelbildern, die alle den einen Grundgedanken haben: Nur ernste Arbeit und treue Pflichterfüllung vermögen den Menschen wahrhaft zu adeln. Vorurteile des Standes sind unbe-rechtigt. Adel, Bauern und Bürger müssen zusammenstehen gegen verbrecherische Mächte, die sie bedrohen.

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Foto: Lithographie von Josef Kriehuber nach Haertel  - Wikipedia

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