Meck-Pomm-Lese

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Unser Leseangebot

Heinz Peter Brogiato/Mathias Röschner
Koloniale Spuren in den Archiven der Leibniz-Gemeinschaft
Sachbuch

ET: Mai 2020

Wie gehen wir mit unserer kolonialen Vergangenheit um?

Fachleute aus elf Archiven von Einrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft widmen sich dem Thema »Kolonialismus« aus ganz unterschiedlichen Perspektiven. Die Beiträge spannen einen weiten Bogen von der frühkolonialen Afrika­forschung über postkoloniale Ideen im Rahmen eines technokratischen Megaprojekts bis zu den antikolonialen Bewegungen der 1960er Jahre in Westdeutschland, städtebaulichen Aktivitäten der DDR-Architektur in den jungen Nationalstaaten und der kritischen Aufarbeitung der Thematik.

Ehemaliges Scharfrichterhaus Stralsund

Ehemaliges Scharfrichterhaus Stralsund

Sandra Pixberg

Wo der Henker wohnte

An der Ecke Papenstraße/Filterstraße (Filterstraße 2 b) steht ein schön saniertes Haus mit einer schaurigen Vergangenheit: Es ist, mit Ausnahme von dem in Tallinn, das einzige im Ostseeraum erhalten gebliebene Scharfrichterhaus: Erstmals 1289 ist es als solches dokumentiert. Stralsunds letzter Scharfrichter, C. H. Wentzel, starb hier 1841. Über die Jahrhunderte diente es den Henkern als Wohnstätte. Um 1412 wurde ein Turm angebaut (heute Filterstraße 2 a), dessen Gewölbekeller als Gefängnis und Folterkeller diente. Bemerkenswert an dem „Stammhaus“ des Scharfrichters ist der Schaugiebel, der, entgegen der in der Straße üblichen Bauweise,nicht zur Straße zeigt. Er beweist, dass das Haus ursprünglich freistehend war. Scharfrichter und ihre Familien waren im Mittelalter aus der Gesellschaft „ausgestoßen“. Den Söhnen von Scharfrichtern blieb deshalb nichts anderes übrig, als ebenfalls Scharfrichter zu werden, die Töchter konnten nur halb verrufenen Tätigkeiten, wie dem Wahrsagen oder dem Liebes- und Schadenszauber, nachgehen. Trotz des geringen Ansehens war die Arbeit des Henkers nicht ganz ungefährlich. Die Tötung des Scharfrichters während der öffentlichen Hinrichtung ist mehrmals belegt. Er musste gute anatomische Kenntnisse besitzen. Denn schaffte er es nicht, dem Verurteilten mit einem Hieb seines Beils oder Schwerts den Kopf abzuschlagen, so kam es vor, dass die Zuschauer die Hinrichtungsstätte stürmten und ihrerseits den Scharfrichter töteten. Die letzte öffentliche Tötung in Stralsund fand am 26. April 1855 auf dem Alten Markt statt.


Weitere Informationen:

Ehemaliges Scharfrichterhaus

Adresse

Filterstraße 2 a/b

18439 Stralsund

Internetauftritt: www.ostsee.de

*****

Textquelle:

Pixberg, Sandra: Stralsund: Die 99 besonderen Seiten der Stadt, Reiseführer, Halle (Saale): Mitteldeutscher Verlag, 2019.

Bildquelle:

Ebd.

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