Rehna ist eine beschauliche Kleinstadt mit Fachwerkhäusern, wie es viele gibt in Mecklenburg. Knapp 3 000 Menschen leben heute in dem zum Landkreis Nordwestmecklenburg gehörenden Verwaltungssitz des gleichnamigen Amtes Rehna. Hier kreuzen sich die Verbindungsstraßen nach Schwerin, der Hansestadt Lübeck und der Ostseeküste. Die malerische Landschaft im Tal der Radegast, einem Nebenfluss von Stepenitz und Trave, ist beeindruckend, aber nicht außergewöhnlich in Mecklenburg. Und doch hat diese Kleinstadt etwas ganz Besonderes zu bieten: ihr Kloster mit dem angrenzenden Klostergarten, angelegt von den Nonnen, die hier einst lebten.
Die Geschichte des Rehnaer Klosters
Der Ort Rehna wurde um 1160 gegründet. Schon früh errichteten die Bewohner eine Kirche, zuerst aus Holz, später aus Backstein. Das Vorhandensein einer Ortskirche war ein entscheidender Grund, an dieser Stelle um 1236 ein Kloster zu gründen. Das hatte natürlich Auswirkungen auf die Entwicklung des Ortes.
Die zunächst eher schleppend vorangehende Errichtung weiterer Klostergebäude wurde durch die Unterstützung adliger Familien der unmittelbaren Umgebung und aus der nahe gelegenen Hansestadt Lübeck beschleunigt. Diese beschenkten die im Kloster lebenden Benediktinerinnen großzügig mit Geld, aber auch mit Ländereien und anderen Besitztümern. Die nun dem Kloster gehörenden Dörfer der Umgebung mussten die fälligen Abgaben an das Kloster entrichten. Der Besitz des Klosters wuchs weiter.
In nächster Umgebung des Klosters ließen sich Handwerker und Gewerbetreibende nieder, die von den Nonnen mit der Errichtung neuer Gebäude beauftragt wurden. Die Klosteranlage wurde damit stetig erweitert. Die jetzt als Klosterkirche fungierende ehemalige Ortskirche wurde umgebaut.
Neue Gebäude der Klosteranlage entstehen
Der Bau neuer Gebäude der Klosteranlage ging mit den nun zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln gut voran und war bis zu Beginn des 15. Jahrhunderts weitestgehend abgeschlossen. Nur das Gästerefektorium und der Umbau der Klosterkirche wurden erst später fertiggestellt.
Die ehemals romanische Kirche erhielt ein neues Kirchenschiff, das wie auch der Kirchturm deutlich höher als ursprünglich ist. Das Kirchenschiff und der Kirchturm, der auch nach dem Umbau die ursprünglich romanischen Formen erkennen lässt, sind auch heute noch weithin in der Landschaft sichtbar. An der Nordseite der neuen Klosterkirche wurden seitlich zusätzliche Kapellen errichtet. Teilweise blieb der romanische Stil erhalten, besonders schön zu sehen an dem bedeutenden romanischen Westportal.
Der Handel in und um Rehna nahm mit der Erweiterung des Klosters einen rasanten Aufschwung. Das Kloster selbst entwickelte sich bald zu einer der reichsten Klosteranlagen in der Region Mecklenburg.
Diese „goldenen Zeiten" zwischen 1400 und 1500 nahmen mit den Folgen der Reformation ein jähes Ende. Im Jahre 1552 wurde das Kloster in Rehna geschlossen. Die Besitztümer des Klosters wurden den Herzögen von Mecklenburg überschrieben. Diese ließen Teile des Klosters zum Sitz der Witwen der Herzöge umbauen.
Die Klosteranlage von Rehna heute
Heute sind noch große Teile der ehemaligen Klosteranlage in Rehna erhalten. Dazu zählen u. a. die Klosterkirche, der Gerichtssaal sowie der Kreuzgang mit seinen drei Flügeln. Das 1425 fertiggestellte Gästerefektorium wird heute als Standesamt genutzt. Im „Langen Haus" hat heute die Verwaltung des Amtes Rehna ihren Sitz.
Mit dem Kirchplatz, dem Nonnengarten und dem Probsteihof sind auch drei Höfe der Klosteranlage erhalten geblieben, die heute in unterschiedlicher Weise genutzt werden.
Der Kirchhof, begrenzt von alten Linden und Fachwerkhäusern, bietet den Besuchern des Klosters einen wunderschönen Empfang. Hier werden von Kindern und Jugendlichen regelmäßig kleine Kunstprojekte vorgestellt, die in Zusammenarbeit mit dem Klosterverein entstehen. Der Nonnengarten ist jedes Jahr zwischen Mai und September Veranstaltungsort für Konzerte, Theateraufführungen und Gastspiele. In der Mitte des Probsteihofs befindet sich einer der sechs artesischen Brunnen, die früher jeden der Stadtteile von Rehna mit frischem Grundwasser versorgt haben.
Die Klosteranlage von Rehna gehört heute mit dem Kloster von Dobbertin zu den größten erhaltenen Klosteranlagen in Mecklenburg-Vorpommern.
Besonders einladend ist der Klostergarten, der von den einst hier lebenden Benediktinernonnen liebevoll angelegt und betrieben wurde. Neben wertvollen und seltenen Pflanzenarten können sich die Besucher des Parks in einem Kneippbecken „die Füße vertreten".
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Bildquellen:
Luftaufnahme vom Rehnaer Kloster im Jahr 2006 (oder früher) Autor: Volker Jödicke Quelle: Stadt Rehna, gemeinfrei
Plan des Kloster Rehna in Rehna von 1897 Urheber ist Unbekannt. Quelle: Friedrich Schlie: Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin. II. Band: Die Amtsgerichtsbezirke Wismar, Grevesmühlen, Rehna, Gadebusch und Schwerin. Schwerin 1898, Neudruck Schwerin 1992, S. 432. ISBN 3-910179-06-1 via Wikimedia Commons, gemeinfrei