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Florian Russi
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Ahrenshooper Mühle

Ahrenshooper Mühle

Birgitt Sandke

Der Schifferberg in Ahrenshoop ist mit seinen 14,8 m nicht die höchste Erhebung auf Fischland/Darß, bietet aber dennoch eine schöne Sicht auf den Saaler Bodden und die Ostsee. Für Ahrenshoop-Besucher ist er deshalb ein lohnenswertes Ziel. Schließlich findet sich hier auch der bekannte Schifferfriedhof, den Paul Müller-Kaempff, der als Gründer der hiesigen Künstlerkolonie gilt, in großem Format malte. Heute sieht der Friedhof ganz anders aus als auf dem Bild von 1893, das im Kunstmuseum Ahrenshoop hängt. Kein Wunder, immerhin liegen über einhundert Jahre dazwischen. Einige Maler und Malerinnen der Künstlerkolonie fanden auf dem Schifferfriedhof ihre letzte Ruhestätte.

Die Schifferkirche am Friedhof, deren moderne Form an ein umgestülptes Schiff erinnert, wurde von dem Architekten Hardt-Waltherr Hämer errichtet und am 14. Oktober 1951 eingeweiht. Das Reetdach passt sich schön der hiesigen traditionellen Bauweise an. Beim Eintreten umfängt den Besucher eine besondere Atmosphäre, erzeugt durch das Licht vom westlichen Giebel, der vollständig verglast ist, und die schmalen Fenster. Interessant sind auch die Ausstattungsstücke. Die Bildhauerin Doris Oberländer gestaltete aus Pappelholz Altarwand, Taufbecken und Kanzel. Und wie sollte es in einer Schifferkirche anders sein? Von der Decke hängen vier Schiffsmodelle herab, die Glaube, Liebe, Hoffnung und Frieden symbolisieren. Sie wurden vom Ahrenshooper Kapitän Heinrich Voss gebaut und gestiftet. Die neue Orgel der Kirche ist aus der Orgelwerkstatt Wegscheider und wurde 2013 eingeweiht.

Auch einige ehemalige Künstlerhäuser sind am Schifferberg zu finden, so das Haus von Doris und Hans Emil Oberländer mit einem schönen gedrechselten Gartenportal, das Haus von Friedrich Wachenhusen, der eine private Malschule im benachbarten Dünenhaus führte, und das stattliche Wohnhaus des Berliner Malers Franz Triebsch. Schaut man vom Schifferberg Richtung Bodden über die Wiesen bleibt seit kurzer Zeit der Blick an den Flügeln der Windmühle hängen. Malerisch erhebt sie sich in der flachen Ebene und ist natürlich ein beliebtes Fotomotiv. Doch lange steht sie da noch nicht. Um das Rätsel ihrer Entstehung zu lösen, geht es am besten mit dem Fahrrad oder per pedes Richtung Mühle weiter.

Hmmm, der Duft frisch gebackenen Brotes liegt in der Luft. Immer der Nase nach … und schon ist die Mühlenstube der neu entstandenen Ahrenshooper Mühle im Feldweg 7 erreicht. Hier stand einst die prächtige Holländer Windmühle, ein Wahrzeichen des Ortes. Viele Maler verewigten sie auf ihren Bildern, so zum Beispiel der bekannte Mecklenburger Maler Carl Malchin, der mit seinen Bildern auch als Chronist seiner Zeit gilt. Einige seiner wunderbaren Bilder hängen im Kunstmuseum Ahrenshoop und faszinieren durch ihre Detailgenauigkeit.

Durch Krieg und Plünderungen arg in Mitleidenschaft gezogen, wurde die Windmühle in den 1960er-Jahren abgerissen. Als die heutigen Besitzer, das Ehepaar Stefan und Sylvia Köppke, den achteckigen Fundamentrest dieser Mühle auf ihrem Grundstück entdeckten, schmiedeten sie Pläne für den Neuaufbau und setzten diese bald in die Tat um. Beim Radeln oder Wandern durch die Wiesen am Bodden konnte jeder sehen, wie Stück für Stück das neue Bauwerk emporwuchs. Für Köppkes ging schließlich ein Traum in Erfüllung, als im August 2016 die Mühle als „Kaffeemühle“ neu eröffnet werden konnte. Es ist übrigens die erste neu gebaute Mühle Deutschlands. Mit viel Liebe zum Detail entstanden ein Café im Erdgeschoss, ein Künstleratelier und eine Galerie im 1. Obergeschoss, im 2. und 3. Obergeschoss wird eine exklusive Maisonette-Ferienwohnung errichtet. Der Ausblick muss phantastisch sein.

„Genießt ein Stück heile Welt in unserer Mühlenstube an der Schafweide zwischen Bodden und Meer.“ Dieser Einladung der Gastgeber muss man einfach folgen. Im Regal hinter dem Tresen türmen sich die frisch aus dem Ofen gekommenen runden Brotlaibe und verströmen ihren wohltuenden Duft. Auch selbstgebackener Kuchen, kleine warme Speisen, wie hausgemachte Kürbissuppe oder Quiche, sind im Angebot, dazu erlesene Getränke. In der Karte ist nachzulesen, dass frische regionale Produkte verarbeitet werden, und das schmeckt man auch. Im Fokus steht zudem die vegetarische Küche.

Während die Gäste sich an warmen Sommertagen gern im Mühlengarten aufhalten, der einen weiten Blick über die Graswiesen der Boddenküste freigibt, finden sie an kalten Sommertagen oder im Herbst in der Mühlenstube ein gemütliches warmes Plätzchen. Doch nicht nur das: Man sollte sich ruhig auch Zeit für einen Plausch nehmen oder sich umschauen, denn es gibt schönes Kunsthandwerk in der Vitrine zu entdecken, auch Grafik kann man kaufen. Die Mühle ist einfach ein Rundum-Genuss für die Seele.

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Fotos: Birgitt Sandke

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Ahrenshooper Mühle

Feldweg 7
18347 Ahrenshoop

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