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Katja Schmieder

Kennst du Edgar Allan Poe?

In dem Buch „Kennst du Edgar Allan Poe“ wird eine Unterhaltung mit dem berühmten Schriftsteller fingiert. Er redet mit dir über sein Leben und einige seiner Werke, auch über die erste Detektivgeschichte der Welt. Autorin Katja Schmieder lässt dich diese Begegnung erleben, als wärest du tatsächlich mal eben so in die Mitte des 19. Jahrhundert zurückgereist.

Mühlendamm in Rostock

Mühlendamm in Rostock

Dörte Suhling

Rostock und die Warnow teilen seit Jahrhunderten schon eine gemeinsame Geschichte. Dort, wo sich der Fluss in Ober- und Unterwarnow teilt, bauten um 600 Slawen ihre Siedlung und gaben ihr den Namen „Roztok“ („roz“ für sich gabeln oder auseinanderfließen und „tok“ für Fluss). Die Warnow ist bis zur Ostseemündung im Seebad Warnemünde schiffbar und zählt zu den bedeutenden Lebensadern der Hansestadt Rostock.

Gerade im östlichen Vorstadtgebiet der Warnowniederung war das Gelände sehr sumpfig und auch aufgrund der vielen kleinen Seitenarme der Warnow nur sehr schwer passierbar. Im Mittelalter wurde deshalb ein Damm aufgeschüttet und ein Wehr zum Betrieb von Wassermühlen angelegt. Der Damm bestand zunächst aus vielen kleinen, vom Wasser der Warnow umspülten und teilweise auch künstlich erzeugten Inseln, die durch Holzbrücken miteinander verbunden waren. Auf diesen Inseln entstanden die städtischen Wassermühlen.

Der so errichtete Holzbrückendamm teilte schon damals die Oberwarnow, ein Süßwassergewässer, von der Unterwarnow, ein mit Ostseewasser vermischtes Brackwasser. Diese Trennung sollte durch den später errichteten festen Straßendamm, den Mühlendamm, noch weiter verfestigt werden.

Die Wassermühlen in der Warnowniederung

Karte von Rostock
Karte von Rostock

Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts arbeiteten etwa zwölf Wassermühlen an den Inseln der Warnowniederung. Sie sicherten damit die Versorgung der damals etwa 15 000 Einwohner der Hansestadt Rostock mit Mehl und anderen Erzeugnissen. Für den Mahlgang nutzen diese die Wasserkraft und das Wasser der Warnow. Die Müller, die diese Mühlen bewirtschafteten, wohnten hauptsächlich in der südlichen Altstadt und dort vornehmlich in der Mühlenstraße, die zum Holzbrückendamm und zum Mühlentor führt. Gesellen und Hilfskräfte lebten dagegen häufig direkt an ihrer Arbeitsstätte an den Wassermühlen.

Im 18. Jahrhundert verloren die Wassermühlen zunehmend an Bedeutung und wurden sukzessive durch die effizienter arbeitenden Windmühlen ersetzt, die am anderen Ende der Hansestadt errichtet worden waren. Der Wasserflächen zwischen den einzelnen mit Wassermühlen bebauten Inseln der Warnowniederung wurden daraufhin ab dem 19. Jahrhundert zugeschüttet und zu einem festen Straßendamm ausgebaut, dem heutigen Mühlendamm. Damit war die Trennung zwischen Ober- und Unterwarnow unwiderruflich.

Als letzte Mühle ist die große Wassermühle, ein großes Backsteingebäude, das im 19. Jahrhundert als moderne Produktionsstätte errichtet wurde und die ehemals vielen kleineren Wassermühlen am Mühlendamm ersetzte, noch erhalten. Sie wird heute zu Wohnzwecken genutzt.

Industrialisierung Anfang des 20. Jahrhunderts

Um den Mühlendamm herum siedelten sich zwischen Ende des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Vielzahl von Unternehmen an, unter ihnen z. B. ein Kalkwerk, verschiedene Anlegestellen für die Holz verarbeitende Wirtschaft. Der Damm wurde im Lauf der Jahre stetig erweitert, sodass 1891 die erste Pferdebahn und ab 1904 eine elektrifizierte Straßenbahnlinie den Damm passieren konnte. Überhaupt avancierte das Gebiet um den Mühlendamm zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu einem Zentrum der Industrialisierung in Rostock.

Diese Entwicklung ist heute so nicht mehr sichtbar, hat sich das Gebiet um den Mühlendamm doch heute mit dem Flussbad und jeder Menge Wochenend- und Gartengrundstücken vielmehr zu einem beliebten Freizeitbereich der Rostocker entwickelt.

Die Schleusen am Mühlendamm

Ansicht Schleuse Richtung Mühlendamm
Ansicht Schleuse Richtung Mühlendamm

Da zum Betrieb der Wassermühlen eine stetige und vor allem regulierbare Wasserzufuhr erforderlich war, gab es schon zu Zeiten der Holzbrückenverbindung zwischen den einzelnen Inseln der Warnowniederung ein System der sogenannten Schieber oder Schütten, von denen sich eine direkt vor dem Mühlentor befand, und zwei Freischleusen, mithilfe derer überschüssiges Wasser abgelassen werden konnte.

Nach der Errichtung des Mühlendamms Mitte des 19. Jahrhunderts wurde auch eine neue Freischleuse mit Brücke in den Damm eingebaut, die den Weg des Wassers neu regeln sollte. Diese Wasserschleuse reguliert auch heute noch den Wasseraustausch zwischen Ober- und Unterwarnow.

Die heute von Politik und Bevölkerung viel diskutierte Schiffsschleuse am Mühlendamm entstand im Rahmen des Projektes einer Kanalverbindung zwischen Rostock und Berlin, das vor allem von Moritz Carl Georg Wiggers (1816–1894) und dem von Wiggers gegründeten Mecklenburgischen Kanalverein vorangetrieben worden war. Die 1887 fertiggestellte Fangschleuse stellte die lange ersehnte Verbindung zwischen Ober- und Unterwarnow und den Schiffsverkehr nach Bützow sicher. Sie zählt zu den ältesten noch intakten Schleusen Mecklenburg-Vorpommerns. Eine Wasserverbindung nach Berlin über die Warnow wurde nie realisiert.

Genutzt wurde die Schleuse in den letzten Jahren vorwiegend von Wassersportlern mit kleinen bis mittelgroßen Motor- und Freizeitbooten, Kanuten und Paddlern. Im Jahr 2011 wurde die Schleuse zum Zwecke der Sanierung geschlossen und bis heute nicht wieder geöffnet. Gegen die inzwischen im Raum stehende Zuschüttung der Schleuse kämpfen seit Jahren u. a. Bürgerinitiativen, die Bürgerschaft der Hansestadt und ein extra dafür gegründete Verein zur Erhaltung der Mühlendammschleuse.

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Bildquellen:

Blick auf die Unterwarnow Von Mühlendammschleuse - Eigenes Werk, CC-BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=42...

Karte von Rostock Von Caspar Merian - Unbekannt, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=29...

Ansicht Schleuse Richtung Mühlendamm Von Mühlendammschleuse - Eigenes Werk, CC-BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=42...


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Mühlendamm in Rostock

Mühlendamm
18055 Rostock

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