An der schmalsten Stelle Usedoms ist die Wahrscheinlichkeit Bernstein zu finden am größten. Deshalb haben die ehemaligen Fischerdörfer Zempin, Koserow, Loddin und Ückeritz sich den Beinamen „Bernsteinbäder“ gegeben. Damit haben sie eine gute Wahl getroffen. Wie der Bernstein mit seiner goldbraunen Farbe und Jahrmillionen alten Vergangenheit sind sie selbst auch: schnörkellos schön, naturnah und von warmer Strahlkraft. Statt prunkvoller Gründerzeitvillen findet man hier reetgedeckte Häuser, urige Fischerkaten und alte Gehöfte.
Ein besonderes Highlight in den vier Seebädern ist die traditionelle Bernsteinwoche von Ende März bis Anfang April. Dann wimmelt es am Strand von Bernsteinsuchern, die unter kundiger Anleitung auf die Pirsch gehen. Glückliche Finder können später ihre Beute in Schleifkursen in ganz persönliche Schmuckstücke verwandeln.
Frühaufsteher können zudem in den Bernsteinbädern mehr genießen als beeindruckende Sonnenaufgänge. Sie können den Strandfischern bei der Arbeit zusehen. Bei Tagesanbruch schieben diese ihre typischen Fischerboote mit dem flachen Rumpf in die Ostsee und werfen ihre Netze aus. Auch wenn diese traditionelle Art des Fischfanges heute selten geworden ist und kaum noch ein Fischer seinen Lebensunterhalt mit dem Fang bestreiten kann, ist die Faszination ungebrochen. Wenn sie später mit Dorsch, Flunder oder Hering zurückkehren, gibt es keinen, der nicht wenigstens einen neugierigen Blick auf den zappelnden Inhalt der Boote werfen will.
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Textquelle:
Kähne, Marina und Ralph: Usedom: 99 Besonderheiten der Insel, Halle (Saale): Mitteldeutscher Verlag, 2019.
Bildquelle:
Fotografien: Kähne, Marina und Ralph; entnommen ebd.