Ganz in der Nähe des Ortes Feldberg, inmitten der Feldberger Seenlandschaft, befindet sich ein kleines Waldgebiet, die Heiligen Hallen von Feldberg. Dieses Naturschutzgebiet beheimatet den ältesten Buchenwaldbestand in ganz Deutschland. Hier können Besucher Buchen in einem Alter von 300 bis 350 Jahren bestaunen, die teilweise bis über 50 Meter hoch in den Himmel ragen. Der älteste Baumbestand wurde vereinzelt schon kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg aus Gründen einer damaligen Naturverjüngung angelegt
Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden
Das Gebiet des heutigen Naturschutzgebietes wurde während der letzten Eiszeit, dem Weichselglazial, landschaftlich überformt. Neben dem Buchenwald sind hier im Verlauf der glazialen Überformung auch einige Kesselmoore, Sölle und andere kleinere Gewässer entstanden.
Schon um 1850 ließ Großherzog Georg von Mecklenburg-Strelitz (1779–1860) inmitten dieses einmaligen Buchenwaldgebietes ein Schutzgebiet einrichten, um die Einzigartigkeit des Waldes für alle Zeiten zu bewahren. Zukünftig durfte im Schutzgebiet keine wirtschaftliche Nutzung mehr erfolgen. Der Großherzog war sehr beeindruckt von den riesigen, hohen Baumsäulen und schrieb seine Eindrücke im Gedicht „Bei der Erinnerung des Buchenwaldes bei Lüttenhagen“ nieder.
Dem hallenartigen Charakter, den die dicht aneinander gereihten, hohen Buchen vermitteln, verdankt das Naturschutzgebiet seinen Namen: die Heiligen Hallen. Die hohen Buchen erinnern an die Säulen in gotischen Kirchen, die Baumkronen bilden dabei das gedachte Kirchendach.
Der Feldberger Buchenwald wird Schutzgebiet
Rund 25 Hektar Waldkerngebiet wurden bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts zum Naturdenkmal Mecklenburgs erklärt. Dreißig Jahre später, 1938, wurden die Heiligen Hallen von Feldberg offiziell zum Naturschutzgebiet erklärt. Den Schutzcharakter hat der Wald nur während des Zweiten Weltkrieges kurz verloren, als dringend benötigtes Brennholz auch in den Heiligen Hallen geschlagen wurde.
Im Jahr 1950 endete die Beseitigung und Beräumung des Waldes von Totholz. Fortan war wieder jegliche wirtschaftlich Nutzung wie auch die Entfernung von Totholz untersagt. Der Buchenwald war somit wieder ganz und gar der Natur überlassen. Im Jahr 1993 wurde das Schutzgebiet auf die heutige Größe von rund 65 Hektar erweitert.
Alter der Bäume teilweise problematisch
Aufgrund des hohen Alters sind gerade die ältesten Bäume, die liebevoll auch „Methusalems“ genannt werden, recht anfällig für Schädlinge und trotz Stammdurchmessern von einem Meter und mehr auch für Windbruch. Gerade bei starkem Wind oder Sturm brechen diese alten Bäume um wie Streichhölzer.
Das entstehende Totholz wird seit Mitte des 20. Jahrhunderts nicht mehr vollständig entfernt. Nur die Waldwege am Rande des Schutzgebietes werden nach Stürmen oder starkem Wind von umgestürzten Bäumen befreit und das direkte Umfeld bereinigt, um ein Betreten des Waldes für Besucher überhaupt zu ermöglichen, die Gäste aber gleichzeitig nicht dem Risiko von herunterstürzenden Ästen oder umfallenden Bäumen auszusetzen.
Artenreiche Tier- und Pflanzenwelt im Schutzgebiet
Das Totholz fernab der Wanderwege bildet vielfältige Lebensräume für seltene Tier- und Pflanzenarten. Vögel, Pilze und verschiedene Insekten, die in anderen Wäldern nur schwer überleben könnten, finden hier gute Lebensbedingungen.
Besucherzentrum Waldmuseum Lüttenhagen
Um den Besuchern der Heiligen Hallen einen Einblick in die Einzigartigkeit dieses Schutzgebietes und deren Lebensraum zu geben, veranstaltet der Landesforst Mecklenburg-Vorpommern geführte thematische Touren auf den Waldwegen am Rande des Waldgebietes durch.
In dem kleinen Erlebniszentrum „Waldmuseum Lütt Holthus“ im gleichnamigen Ortsteil der amtsfreien Gemeinde Feldberger Seenlandschaft im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte können Interessierte anhand von Präparaten, Diaserien, Duftorgeln oder speziellen Boxen mit Waldgeräuschen die einheimische Tierwelt nacherleben. So gibt zum Beispiel ein originalgetreu nahgebauter, begehbarer Fuchsbau eine Einblick in das Leben einer Fuchsfamilie
Auch die Baumarten im Schutzgebiet sowie deren näheren Umgebung, zu denen neben den Buchen auch Kiefern und Birken gehören, werden den Besuchern eingehend vorgestellt. Eine Baumschule im Außengelände des Erlebniszentrums zeigt die Entwicklung der Bäume in den vier Jahreszeiten. Wechselnde Sonderausstellungen zu verschiedenen Themen rund um das Naturschutzgebiet runden das Angebot des Erlebniszentrums ab.
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Bildquellen:
Vorschaubild, Alte Buche im Naturschutzgebiet "Heilige Hallen" in Mecklenburg-Vorpommern. Von Michael Fiegle - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=26...
Kesselmoor im NSG Heilige Hallen, Mecklenburg-Vorpommern. Von Michael Fiegle - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=29...
Abgestorbene Buche im NSG „Heilige Hallen“ in Mecklenburg-Vorpommern. Von Michael Fiegle - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=29...
Alte und abgestorbene Buchen im NSG „Heilige Hallen“, Mecklenburg-Vorpommern. Von Michael Fiegle - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=29...
Wald in den Heiligen Hallen, Mecklenburg. Von Michael Fiegle - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=29...