Diese Sage handelt von einem alles entscheidenden Traum einer Fürstin. Ihr erschien der heilige Franziskus von Assisi, dieser soll der Sage nach den Söhnen von Fürst Heinrich I. zum Sieg verholfen haben.
Südlich von Wismar befindet sich ein Dorf namens Mecklenburg. Als dieses seinen Glanz verlor, blühte die Stadt Wismar auf. Hier ließ sich ein Paar mit sechs Söhnen nieder. Der Mann hieß Fürst Johannes und seine Frau Luitgardis von Hanneberg. Ihr ältester Sohn Heinrich heiratete eine Frau namens Anastasia, Herzogin Barnim I. in Pommern. Sehnsucht trieb Heinrich in das Heilige Land bei dem er den Beinamen der Pilger erhielt. Seine Frau bekam während seiner Heilfahrt Angst und bange denn Marktgrad Otto von Brandenburg verbündete sich mit den Fürsten von Sachsen, Meißen, Thüringen und Hohlstein. Zusammen fielen sie in das Mecklenburger Land ein. Seine Frau Anastasia hatte große Sorgen um sich und ihre beiden Söhne.
In einem Traum erschien ihr der heilige Franziskus von Assisi und sprach zu ihr: „Fasse Mut, ich verheiße dir und den Deinen den Sieg. Zum Zeichen dafür wirst du morgen in den Lüften eine Erscheinung sehen". Als die Fürstin am anderen Morgen erwachte und hoffend zum Himmel blickte sah sie eine immer größer werdende Fahne schweben mit dem Abbild des Heiligen Franziskus der ihr erschienen war. Da suchte Anastasia sofort nach einem Maler, der musste den heiligen Franziskus malen, und es musste eine Fahne mit dessen Abbild gefertigt werden. Diese Fahne gab sie ihrem ältesten Sohn, welcher Heinrich wie sein Vater hieß. Da zogen die Fürstensöhne mit der neuen Fahne hinaus Sie führten ihr Heer gegen den weit überlegenen Feind und schlugen diesen zwischen Schwerin und Lübeck in der Stadt Gadebusch. Der junge Fürst Heinrich kämpfte mit Löwenmut und wurde auch der Löwe genannt. Seine Söhne wurden die ersten Herzoge von Mecklenburg.
Fürstin Anastasia aber, die ihren Traum so wunderbar erfüllt sah, wendete ihren Dank dem Kloster des heiligen Franziskus in Wismar zu Sie zeigte sich großzügig und spendete dem Chor der Klosterkirche drei neue Fenster, von denen das mittlere die heilige Jungfrau und zu den Seiten die Bildnisse des heiligen Franziskus von Assisi und des heiligen Antonius von Padua im herrlichsten Farbenschmuck zeigten. So bezeugte Fürstin Anastasia ihren Dank für die Traumerscheinung und die göttliche Hilfe.
aus dem Buch: Ludwig Bechstein, Deutsches Sagenbuch, Leipzig 1930
bearbeitet von Andreas Werner
Fürstin Anastasia soll 1317 auf dem Gelände der Klosterkirche zusammen mit etlichen ihrer Kinder bestattet sein.
Ihr Mann Fürst Heinrich I. brachte aus dem Heiligen Land eine Reliquie eines Heiligen Kreuzes mit. Ein Gebäude auf dem ehemaligen Klostergelände gibt es noch heute. Es wird nun als „Geschwister-Scholl-Gymnasium" genutzt. Bei Bau- und Restaurierungsarbeiten Anfang 1996 wurden bedeutende Entdeckungen wie Mauerreste und Knochenfunde gemacht. Zu vermuten ist nun, dass unwissend das Grab eines ihrer Kinder oder sogar Fürstin Anastasia von Pommern selbst entdeckt wurde.
Quellen:
Bildquellen:
Franziskus von Assisi, Gemeinfrei, Wikipedia
Große Stadtschule Wismar, Gemeinfrei, Wikipedia
Klostergrundriss, Andreas Pauli um 1660 aus R. Kleiminger "Das Graue Mönchenkloster"