Diese Sage handelt von der Stadt Julin und davon wie diese zu der Stadt Wolin (auch Wollin) wurde. Wollin liegt auf der gleichnamigen Insel im Nord-Westen von Polen. Die Stadt verzeichnet fast fünf tausend Einwohner und liegt nur weniger Kilometer von der heutigen Grenze entfernt. Auch Wissenschaftler bezeichnen Wollin als vorheriges Julin und bringen es mit dem versunkenen Vineta in Verbindung.
Als die Stadt Julin vom heidnischen Glauben zum christlichen Glauben übertrat, meldeten sich bei dem Bischof Otto auf einmal zweiundzwanzigtausend Einwohner zur Taufe an. Kurz Danach aber ist das Volk von Julin wieder gottlos geworden, hat Christentum verleugnet und ist wieder in die heidnischen Gräuel zurückgefallen. Da hat der Gott sich erzürnt und wie auf Sodom und Gomorrha Feuer niederregnen lassen. Der Herr hat die Stadt Julin so verbrennen lassen, dass sie sich wieder durch einen neuen Bau erholen konnte. Im Jahre 1170 kam der Dänenkönig Waldemar durch den breiten Dievenowstrom mit einer großen Flotte, plünderte den Rest der Stadt und verbrannte was von ihr abermals wieder neu aufgebaut worden war. Da war die Stadt Julin verlassen und sie blieb auf immer öde. Die wenigen Flüchtigen die dem Verderben entrannen erbauten die Stadt Wollin in der Nähe des alten Julin.
aus dem Buch: Ludwig Bechstein, Deutsches Sagenbuch, Leipzig 1930
bearbeitet von Andreas Werner
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Fotos:
Titelbild: Wollin um 1920., Wikipedia, Gemeinfrei
Die Zerstörung von Sodom und Gomorra, John Martin, Wikipedia, Gemeinfrei