Meck-Pomm-Lese

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Trägerwerk-Skizzen

Wunderschöne Ansichten von 24 Einrichtungen der Trägerwerke für Soziale Dienste  - gezeichnet von Gerhard Klein

(2011, erschienen im Bertuch Verlag).

Vineta

Vineta

Ludwig Bechstein

Diese Sage beschreibt den Untergang und die einst mögliche Lage der versunkenen Stadt  Vineta. Unzählige Märchen und Sagen befassen sich mit dieser Stadt, welche aber alle eine andere mögliche Lage der Stadt benennen. Der Sage von Ludwig Bechstein nach befand sich die Stadt Vineta in der Nähe des Ortes Usedom, welcher sich im Süden der Insel Usedom befindet.

Auf dem Bild sind vier andere Regionen, in denen sich Vineta befunden haben soll mit weißen Kreisen markiert. Und die mögliche Lage nach Ludwig Bechstein ist mit einem roten Kreis gekennzeichnet.

Bei der Insel Usedom ist eine Stelle im Meer, wenige Kilometer von der Stadt gleichen Namens, ist eine große, reiche und schöne Stadt versunken, die hieß Vineta. Sie war ihrer Zeit eine der größten Städte Europas, der Mittelpunkt des Welthandels zwischen den germanischen Völkern des Südens und Westens und den slawischen Völkern des Ostens. Überaus großer Reichtum herrschte dort. Die Stadttore waren von Erz und reich an kunstvoller Bildnerei, alles gemeine Geschirr war von Silber, alle Tischgeräte aus Gold. Endlich aber zerstörte bürgerliche Uneinigkeit und der Einwohner ungezügeltes Leben die Blüte der Stadt Vineta, welche nach der Pracht, dem Glanz und der Lage nach das Venedig des Nordens war. Das Meer erhob sich, und die Stadt versank. Bei Meeresstille sehen die Schiffer tief unten im Grunde noch die Gassen, die Häuser eines Teiles der Stadt in schönster Ordnung, und der Rest Vinetas, der hier sich zeigt, ist immer noch so groß wie die Stadt Lübeck. Die Sage sagt, dass Vineta drei Monate, drei Wochen und drei Tage vor seinem Untergang gewafelt hatte, da sei es als ein Luftgebilde erschienen mit allen Türmen, Palästen und Mauern, und kundige Alte haben die Einwohner gewarnt, die Stadt zu verlassen, denn wenn Städte, Schiffe oder Menschen wafeln und sich doppelt sehen lassen, so bedeute das vorspukend einen sicheren Untergang oder das Ende voraus - jene Alten seien aber ausgelacht worden.

An Sonntagen bei recht stiller See hört man noch über Vineta die Glocken aus der Meerestiefe herauf klingen mit einem trauervoll summenden Ton.

aus dem Buch: Ludwig Bechstein, Deutsches Sagenbuch, Leipzig 1930

bearbeitet von Andreas Werner

Bildquelle:

Vineta, Wikipedia, Gemeinfrei

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