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Gerhard Klein

Leipzig-Skizzen

Gerhard Kleins Städteskizzen zeigen jeweils 18 ausgewählte Gebäude, Denkmäler und Plätze der Stadt. Auch Leipzig stellt er in einem zusammengestellten Skizzenheft von seiner charmantesten Seite dar. 

Schloss und Park Schlemmin

Schloss und Park Schlemmin

Birgitt Sandke

Fernab von Stress und Hektik

Friedrich von Thun
Friedrich von Thun

Die landschaftlichen Schönheiten von Fischland-Darß-Zingst haben sich längst rumgesprochen. Doch auch das Hinterland von Ostsee und Bodden hat seine Reize, und wer sie einmal entdeckt hat, wird sich ihnen so leicht nicht wieder entziehen können. Eine solche Entdeckung ist zum Beispiel Schloss Schlemmin. Etwa 18 km von Ribnitz-Damgarten entfernt, liegt es eingebettet in einen wunderschönen Landschaftspark mit sehr altem Baumbestand.

Mit dem Fahrrad kann man übrigens ganz entspannt von Ribnitz-Damgarten über Ahrenshagen-Daskow nach Schlemmin fahren und sich hier eine ausgedehnte Pause bei Kaffee und Kuchen oder herzhaften Speisen und erfrischenden Getränken gönnen. Schloss und Park Schlemmin laden einfach zum Verweilen ein.

Auf den Fundamenten einer Wasserburg errichtet

Nähert man sich dem Haupteingang des Schlosses, muss man eine Brücke überqueren, denn das Schloss ist zur Dorfseite hin malerisch von einem Wassergraben umgeben. Der Besucher kann sich so dem Eindruck nicht entziehen, dass er vor einer ehemaligen Wasserburg steht. Und tatsächlich wurde das heutige Schloss auf den Fundamenten einer Wasserburg aus dem 14. Jahrhundert errichtet. 1846 bis 1850 ließ der in preußischen Diensten stehende Generalmajor Wilhelm Ulrich von Thun (1784-1862), der das Lehnsgut Schlemmin erbte, das Schloss erbauen. Die Familie von Thun war bereits seit dem 14. Jahrhundert in Schlemmin ansässig.

Der bekannte Berliner Baumeister Eduard Knoblauch (1801-1865) erhielt den Auftrag für den neugotischen Putzbau, der beispielsweise durch die massiven Seitenrisalite und den von einem Zinnenkranz bekrönten Rundturm Elemente der Burgenarchitektur aufgreift. Auch der Mittelrisalit der Hauptfassade ist durch seine fünf Stufengiebel über dem Familienwappen und einen spitzen Turmhelm prachtvoll und turmartig hervorgehoben. Die Fenster mit ihren der englischen Spätgotik entlehnten sehr flachen Spitzbögen, sogenannte Tudorbögen, geben der hellen Fassade ein lebendiges, freundliches Antlitz.

Bedeutende Gäste weilten hier, so übernachteten 1853 der preußische König Friedrich Wilhelm der IV. und seine Gemahlin Elisabeth im Schloss, und auch Kronprinz Friedrich Wilhelm, der spätere deutsche Kaiser Wilhelm I., kam 1857 nach Schlemmin.

Durch Heirat ging das Schloss mit seinen Gütern auf verschiedene Adelslinien über, so unter anderem auf die Linie des Grafen Stolberg-Wernigerode. Bekannt ist, dass Sibylle von Plathen als letzte Angehörige des Adelsgeschlechts des Schlosses gegen Ende des Zweiten Weltkriegs das Anwesen verließ und in den Westen flüchtete.

Das Schloss wird als Hotel neu genutzt

Der Schlosspark
Der Schlosspark

Wie so viele Landsitze diente das Schloss im Zweiten Weltkrieg als Lazarett. Danach war es Herberge für Flüchtlinge aus Ostpreußen, Vorpommern und Schlesien. Später wurde es als Schule, Konsumverkaufsstelle und Gemeindebüro zugleich genutzt. Bis 1989 war es in Besitz der hier ansässigen Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG). Schließlich erwarb nach der Wende ein privater Investor von der Treuhand Liegenschaftsgesellschaft das Schloss und ließ es ab 1999 grundlegend sanieren. 2002 wurde es als „Hotel im Park“ neu eröffnet.

Heute ist es ein beliebtes Ziel für Individualreisende und Langzeiturlauber, Familien mit Kindern, Gäste von Familienfeiern und Festen. Auch Gruppenreisende treffen sich gern hier, weil das Haus über viele individuell gestaltete Zimmer der verschiedensten Kategorien verfügt. Sowohl für Festlichkeiten als auch für Seminare findet man hier die passenden Räumlichkeiten.

Im Landschaftspark die Seele baumeln lassen

Der schöne Landschaftspark, der das Schloss umgibt, bietet auf 200.000 m² genügend Freiräume, um so richtig die Seele baumeln zu lassen. Landpartien auf unterschiedlichen Spazierwegen laden zu jeder Jahreszeit ein, den Alltag hinter sich zu lassen. Während im Frühjahr Schneeglöckchen und Anemonen wunderschöne Bildteppiche ausbreiten, betört im Sommer der Duft der Lindenblüten, und im Herbst geben die unterschiedlichsten Farbnuancen der Parklandschaft ihren einzigartigen Zauber. Die Artenvielfalt von Fauna und Flora ist erstaunlich groß. Schautafeln geben dem Besucher darüber Auskunft. So gibt es hier 50 verschiedene Arten von Laubbäumen, darunter 700-jährige Eichen! Schöne Blickachsen über die großen Rasenflächen, Wasserläufe mit romantischen Brücken und prachtvolle Alleen verleihen dem Landschaftspark einen besonderen Charme.

Auf einer Gedenktafel im Park kann man lesen, dass Joachim Friedrich von Thun (1699-1777), Schwedischer Landrat in Vorpommern, einst diesen Landschaftspark gestaltete. Heute stehen die Anlagen von Schloss und Park, die übrigens 2003 als Außenstandort in die IGA Rostock einbezogen waren, unter Denkmalschutz. Mit altem Baumaterial wurde der Park nach historischen Vorbildern wieder erneuert. So wurde zum Beispiel auch der ehemalige Küchengarten, der früher der Versorgung der Schlossbesitzer und ihrer Bediensteten diente, neu angelegt. Hier findet man neben alten vergessenen Obstbaumsorten blühende Sträucher und auch seltene exotische Bäume.

Der Park Schlemmin zählt in seiner Ausdehnung und Bedeutung zu den größten privaten Anlagen in Mecklenburg-Vorpommern. Obgleich er als Privatgelände ausgewiesen ist, steht er der Öffentlichkeit zur Verfügung.

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Fotos: Birgitt Sandke

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