Wie an einer Perlenschnur gereiht, liegen sieben Großsteingräber zwischen Wiesen und Feld. Die größte und am besten erhaltene Großsteingrabanlage Rügens steht südlich von Lancken-Granitz. Das in genauer Ost-West-Richtung ausgerichtete Gräberfeld stammt aus der Zeit um 2300 v. Ch. Von ursprünglich 19 Gräbern sind heute immerhin noch sieben erhalten.
Als der Archäologe Ewald Schuldt und seine Mitarbeiter das
beeindruckende Bauwerk „Lancken-Granitz 1“ 1965 freilegten, erlebten sie eine
Überraschung. Mehr als 4.000 Jahre hatten Bernsteinperlen, Werkzeuge,
Bronzenadeln und anderer steinzeitlicher Schmuck hier überdauert. Den Dieben,
die in der Geschichte immer wieder Großsteingräber plünderten, war dieses Grab
aus unbekanntem Grund verschlossen geblieben. Die Beigaben liegen heute im
Magazin des Archäologischen Landesmuseums in Schwerin.
„Lancken-Granitz 1“ fasziniert aber auch, weil es zu den seltenen Gräbern gehört, das noch eine Grababdeckung durch zwei mächtige Megalithen hat. Früher bezeichnete man diese Gruften fälschlicherweise als Hünengräber. Doch inzwischen weiß man: Der jungsteinzeitliche Mensch war im Durchschnitt wesentlich kleiner als der Mensch von heute. Von Hünen kann also nicht die Rede sein. Dennoch schafften sie es nicht nur, die tonnenschweren Steine aus der Umgebung herbeizuholen, sondern auch, sie mit reiner Menschenkraft aufeinanderzulegen. Da kann man anfangen zu glauben, dass Rügen doch von Riesen und Zyklopen bevölkert war.
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Textquelle:
Pixberg, Sandra: Rügen - 99 Besonderheiten der Insel, Halle: Mitteldeutscher Verlag, 2017.
Bildquelle:
Vorschaubild:Großsteingrab Lancken 3, 2010, Urheber:Unukorno via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.
Wächterstein vor Hünenbett2, Lancken-Granitz, 2010, Urheber: Skäpperöd via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.