Meck-Pomm-Lese

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Der Drachenprinz

Der Drachenprinz.
Geschichten aus der Mitte Deutschlands.
Bertuch-Verlag Weimar 2004

Der Schatz in Demmin

Der Schatz in Demmin

Jodocus Donatus Hubertus Temme

Unter einem Haus der Kahlden Straße (damalige Kahldischen Straße) in Demmin ist laut dieser Sage ein Schatz vergraben. Die Kahldische Straße verband einst das Kahldische Stadttor mit der heiligen Geist Kirche (auf dem Bild rot markiert). Diese Sage berichtet von einem gescheiterten Versuch den Schatz zu bergen. 1

Andreas Werner   

Ansicht um 1611 aus der Stralsunder Bilderhandschrift
Ansicht um 1611 aus der Stralsunder Bilderhandschrift

In der Mitte der Stadt Demmin steht ein großes und stabiles Haus, von dem die eine Hausseite zu der Straße, der schnelle Lauf genannt, die andere aber nach zur Kahldischen Straße hin geht. In diesem Haus und zwar in einem Stalle desselben wurde vor langen Zeiten ein großer Schatz vergraben, den bisher noch kein Mensch hat bergen können. Vor nun ungefähr dreihundert Jahren wohnte ein Apotheker in dem Haus, dieser hieß Johann Carl Treu. Ihm wäre es beinahe gelungen den Schatz zu bergen.

Er träumte in einer Nacht von dem Schatz und am selben Tage kam eine alte fremde Bauerfrau auf ihn zu, welche ihm die Stelle zeigte, wo er ihn finden würde. Sie befahl ihm aber dabei, dass er während des Grabens kein Wort sprechen dürfe. Der Apotheker machte sich in der folgenden Nacht ans Graben und, weil er von der Frau gehört hatte, dass der Schatz sehr tief liegt, mussten seine Frau und seine Tochter ihm helfen. Vor Sonnenaufgang mussten sie fertig sein. Es dauerte auch nicht lange, bis sie auf einen großen Kessel stießen. Allein darüber freute sich die Frau des Apothekers, welche hochschwanger war, so sehr, dass sie in ihrer Unvorsichtigkeit anfing zu sprechen. Da war dann auf einmal Alles vorbei. Sie fanden in dem Kessel nichts, als alte Kohlen. Der Teufel hatte so viel Macht über sie bekommen, dass auf einmal das alte Mauerwerk, an dem sie gegraben hatten, einstürzte. Die Frau und ihre Tochter überlebten nur knapp.


Der Apotheker Treu hat seitdem nicht wieder nach dem Schatz gegraben. Vor ungefähr zweijahrhundert Jahren kam auf einmal ein Mönch aus Italien, dieser hatte in der Bibliothek des Papstes im Vatikan herausgefunden, dass der Schatz noch da ist und wie man ihn bergen könnte. Er wollte auch die Leute in Demmin hierüber belehren, aber der Magistrat, der ihn für einen Betrüger hielt, ließ ihn nicht danach graben.

 

Aus dem Buch „Die Volkssagen von Pommern und Rügen", J. D. H. Temme, Berlin 1840 bearbeitet von Andreas Werner

Quellen:

1 Stolle, Wilhelm Carl Beschreibung und Geschichte der ... Hansestadt Demmin, Röse, 1772

2 Aus dem Buch „Die Volkssagen von Pommern und Rügen", J. D. H. Temme, Berlin 1840

Bildquellen:

Titelbild: Wappen der Stadt Demmin, gemeinfrei, Wikipedia

Ansicht um 1611 aus der Stralsunder Bilderhandschrift, gemeinfrei, Wikipedia

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