Der Schwebende Engel ist eine überlebensgroße Figur aus Bronze im Güstrower Dom. Im Jahre 1927 schuf der deutsche Bildhauer Ernst Barlach zur 700-Jahr Feier des Doms diese Skulptur zum Gedenken an die Verstorbenen des 1. Weltkriegs.
Die Augen des Schwebenden Engels sind verschlossen. Dennoch sehen sie Bilder der Vergangenheit die wir nicht sehen können. Mit ganzer Konzentration gibt sich der Schwebende Engel diesen Bildern hin. Sein Mund ist geschlossen. Er könnte viel vom Elend des Krieges berichten, aber er schweigt. Seine Hände sind nach innen gewandt und seine Füße haben sich nach hinten abgewandt.
Das Gesicht des Schwebenden Engels trägt unbeabsichtigt Züge von Barlachs Freundin Käthe Kollwitz. „In den Engel ist mir das Gesicht von Käthe Kollwitz hineingekommen, ohne dass ich es mir vorgenommen hatte. Hätte ich sowas gewollt, wäre es mir wahrscheinlich missglückt."
Ernst Barlach vollendete sein Werk, als er die Fenster in der Nordhalle des Güstrower Dom nach seinen Entwürfen einsetzen lies. Diese erhöhen die mystische Wirkung des Schwebenden Engels. Für Barlach hat die Zeit während des Krieges stillgestanden - sie schwebte - und dieses Gefühl wollte er mit der im Leeren schwebenden Schicksalsgestalt wiedergeben.
Am 23. August des Jahres 1937 wurde der Schwebende aus dem Güstrower Dom entfernt und eingeschmolzen. Freunde von Ernst Barlach konnten mit großem Aufwand einen Zweitguss herstellen, der in der Lüneburger Heide verborgen wurde.
Dieser Zweitguss befindet sich seit 1952 in der Antoniterkirche in Köln. Auf diesem Weg konnte vom Schwebenden in Köln ein Drittguss hergestellt werden, welcher seit dem 8.März 1953 wieder im Güstrower Dom zu besichtigen ist. Eigentümer der Skulptur ist die Ernst-Barlach-Stiftung.
Als eine der beeindruckendsten Skulpturen des 20. Jahrhunderts und umfassendes Friedensmal schwebte der Engel auch auf weiteren Ausstellungen in Europa. Im Jahr 1970 in Moskau und Leningrad, 1981 in der Ost-Berliner Nationalgalerie und vom 16. Oktober 2014 bis zum 25. Januar 2015 im Londoner British Museum.
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Fotos: Andreas Werner