Seit alter Zeit gehört Bernstein zu den beliebtesten Schmuckarten. Schon das Seefahrervolk der Phönizier handelte damit. Im antiken Griechenland und im alten Rom führten Handelsstraßen an die Ostsee, wo er in großen Mengen gefunden wurde. Die Griechen nannten ihn Elektron, was Sonnenstein heißt. Der deutsche Name bedeutet Brennstein. Es handelt sich allerdings nicht um einen Edel- oder Halbedelstein oder ein sonstiges Mineral, sondern um Millionen Jahre altes gehärtetes Harz, das aus einer inzwischen ausgestorbenen Kiefernart ausgeflossen ist. Diese Kiefer wird auch als Bernsteinkiefer bezeichnet.
Reizvoll sind dabei auch Einschlüsse von uralten Fossilien oder Pflanzen, die im Harz wie von einem gläsernen Sarg umschlossen werden. Solche Inklusen entstanden, wenn das Harz in Intervallen austrat und an der Baumrinde herabfloss. Die klebrigen Harzflächen wirken wie ein Fliegenfänger. Erheblich seltener als Insekten und andere tierische Organismen findet man pflanzliche Einschlüsse. Der Grund liegt darin, dass Pflanzen nur passiv z.B. durch Wind angeweht werden können.
Der Bernstein ist also von organischer Substanz. Deshalb lässt er sich auch zu Pulver oder sogar zu Salbe verarbeiten. Er fasziniert durch seine variationsreichen leuchtenden Farben ebenso wie durch seine vielfältigen Verarbeitungsmöglichkeiten. Bernstein findet man in Form von Amuletten, Haarspangen, Schachfiguren, Schatzkästchen, Vasen, Kruzifixen, Intarsien und vielem anderem mehr.
Die ganze Pracht dieses Kleinods wird im Deutschen Bernstein Museum in Ribinitz-Damgarten präsentiert. Dabei handelt es sich um das größte seiner Art in ganz Europa. Es ist spektakulär in einem renovierten Kloster untergebracht, in dem seit dem 13. Jahrhundert Nonnen vom Orden der Hl. Klara (Klarissinnen) lebten und wirkten. Auf 1000 qm Ausstellungsgelände finden sich hier 1600 verschiedene Bernsteinexponate. Der Besucher erhält einen einprägsamen Überblick über Herkunft und Entstehen des Bernsteins und insbesondere über seine vielfältige Gestalt und Verwendbarkeit.
Neben zahlreichen historischen Exponaten bietet das Museum auch einen Überblick über zeitgenössische künstlerische Bernsteinbearbeitung. Besonders beeindruckend fand ich z.B. die Bernsteinschiffe des Bernsteindrechsler Horst Froese (1921-1997) und die Arbeiten des Bernsteindrechslermeisters Werner Lux, der nach seiner Pensionierung auch heute noch Auftragsarbeiten und Restaurierungen für das Deutsche Bernsteinmuseum durchführt.
Neue künstlerische Formen der Verwendung von Bernstein suchte das Deutsche Bernstein-Museum bei einem erstmals 1993 ausgeschriebenen nationalen Kunstpreis zu entdecken. Anknüpfend an den Erfolg dieser Ausschreibung folgten 1999 und 2006 Ausschreibungen für einen internationalen Bernstein-Kunstpreis und Bernstein-Kunsthandwerkspreis. Auch viele dieser neuen Sichtweisen in der Bernsteinkunst sind im Museum zu bewundern.
Schließlich befinden sich im Museum auch zwei Verkaufsstellen für Bernsteinschmuck und als Schauwerkstatt vor allem für Kinder eine Bernsteinschleiferei.
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Literatur:
Ulf Erichson/Wolfgang Weitschat: Baltischer Bernstein. Entstehung, Lagerstätten, Einschlüsse, Bernstein in der Kunst- und Kulturgeschichte. Ausstellungskatalog Deutsches Bernsteinmuseum Ribnitz-Damgarten 2008.
Fotos: Rita Dadder