Der Große Rostocker Atlas gehört zu den größten Büchern der Welt. Das berühmteste Werk der Rostocker Universitätsbibliothek misst aufgeschlagen eine Breite von 2,04 Meter bei einer Höhe von 1,67 Meter. Lange wurde das zu den bedeutendsten Atlanten Deutschlands zählende Kartenwerk nur von dem in der British Library in London aufbewahrten Klencke Atlas und dem Großen Kurfürstenatlas übertroffen, der in Berlin zu sehen ist. Heute gilt jedoch der am Anfang des 21. Jahrhunderts vom australischen Verleger Gordon Cheers geschaffene neue Atlas mit dem Titel „Earth", der den Klencke Atlas in der Größe nochmal um einen Fuß (0,305 Meter) übertreffen soll, als der größte Atlas der Welt.
Der Große Rostocker Atlas ist nicht nur in Größe und Breite sehr beeindruckend. Die mit Leder beschlagenen Buchdeckel der Kartensammlung sind aus Eichenholz gefertigt und tragen wesentlich zum Gewicht des Atlas von 120 Kilogramm bei. Der Atlas umfasst Darstellung von Ländern, Regionen und Erdteilen, die auf 32 Doppelseiten kartografisch aufbereitet wurden.
Die Geschichte des Großen Rostocker Atlas
Die Geschichte des Großen Rostocker Atlas beginnt im 17. Jahrhundert. Im Jahre 1664 gab der der Mecklenburgische Herzog Christian Ludwig I. im Verlag des niederländischen Kartografen Joan Blaeu in Amsterdam ein Kartenwerk in Auftrag.
Der Mecklenburgische Herzog wollte mit dieser Bestellung seine Wichtigkeit unterstreichen und sich mit den großen Herrschern seiner Zeit, dem König von Großbritannien und dem Kurfürsten von Brandenburg, die ähnliche Atlanten besaßen, auf eine Stufe stellen. Deshalb ließ er auch extra eine Karte von Mecklenburg in das Kartenwerk aufnehmen.
Herzog Christian Ludwig I. pendelte zu Lebzeiten regelmäßig zwischen Versailles, Den Haag und Amsterdam. In Den Haag hatte der Herzog eine Residenz, wo der Große Rostocker Atlas, der vorwiegend zu Repräsentationszwecken genutzt wurde, wahrscheinlich üblicherweise auch gezeigt wurde.
Was ist das Besondere am Großen Rostocker Atlas?
Neben der Größe und dem Gewicht, die den Atlas zweifelsohne besonders machen, zählt auch die Art der Karten des Großen Rostocker Atlas zu den sehenswerten Eigenschaften dieser Kartensammlung. Dabei handelt es sich, ähnlich wie bei dem Klencke Atlas und dem Großen Kurfürstenatlas, um die Gattung der Wandkarten, die zur damaligen Zeit vor allem in den Niederlanden verbreitet waren. Dort wurden diese Karten an die Wand des Salons oder der hauseigenen Bibliothek tapeziert, um Weltkundigkeit und Wissen zu demonstrieren.
In den drei großen Atlanten sind die modernsten, größten, aufwändigsten und teuersten kartografischen Zeugnisse der damaligen Zeit, gefertigt von den besten Kartografen in Amsterdam, dem damaligen Zentrum der Kartografie und Kartenherstellung, erhalten geblieben. Diese drei Riesenatlanten sind die einzigen Exemplare, die von der Gattung Wandkarte heute noch existieren.
Der Große Rostocker Atlas in der Rostocker Universitätsbibliothek
Nach seiner Fertigstellung wurde der Große Rostocker Atlas im Jahre 1772 in den Bestand der Akademischen Bibliothek der Universität Bützow übergeben. Nach dem Zusammenschluss der Universität Bützow mit der Akademischen Lehranstalt in der unweit gelegenen Hansestadt Rostock im Jahr 1789 wurden auch die Bestände der Bibliothek überführt, sodass der Riesenatlas seit dieser Zeit in der Rostocker Universitätsbibliothek zu bewundern ist.
Die Universitätsbibliothek Rostock gehört heute mit einem Bestand von mehr als 3 Mio. Medien, zu denen neben gedruckten auch elektronische Bände zählen, nicht nur zu den größten des Landes, sondern auch zu den ältesten Universitätsbibliotheken Norddeutschlands.
Zu den besonderen Werken der Rostocker Universitätsbibliothek zählen neben dem Großen Rostocker Atlas auch eine griechische Platon-Ausgabe, ein Geschenk von Nathan Chytraeus (1543-1598), dem damalige Dekan der philosophischen Fakultät, zur Gründung der Bibliothek.
Daneben sind auch zahlreiche mittelalterliche Werke aus der Zeit vor der Bibliotheksgründung zu sehen. Dazu zählen u. a. die Bestände der früher existierenden Artisten- und Klosterbibliotheken oder die Bibliothek der mecklenburgischen Fürsten Johann Albrecht, die aus etwa 6 00 Büchern bestand und nach Auflösung der Bibliothek der Universität Bützow mit dem Großen Rostocker Atlas in die Hansestadt überführt wurde.
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Vorschaubild und Videobeitrag im Text mit freundlicher Genehmigung von MV1.tv