In der kleinen Gemeinde Ivenack, nordwestlich von Neubrandenburg gelegen, befindet sich ein besonderes Naturdenkmal. Es handelt sich dabei nicht und einen Urwald, sondern eine häufig im Mittelalter angelegte Hude - eine Weidefläche für Vieh im Wald. Man entschied sich für diese Maßnahme, da Rodung aufgrund des großen Aufwandes nicht in Frage kam. Man führte also Ziegen, Schafe, Schweine, Rinder und Pferde in den Wald, damit sie sich dort von den jungen Trieben der Bäume, den niedrig wachsenden Pflanzen ernähren konnten. Dies führte zum lichten Bewuchs des Waldes. Eichenwälder eigneten sich besonders gut zur Schweinezucht, da diese mit den Früchten der Bäume, den Eicheln gemästet wurden. Man bezeichnet diesen Vorgang auch als Waldmast und das Sprichwort „Unter Eichen wachsen die besten Schinken" entstand.
Vor 1000 Jahren nutzten Slawen den heutigen Tiergarten Ivenacker Eichen als Waldweide. Das Gelände zählt zu den bedeutendsten der Bundesrepublik, da sich dort die stärkste Eiche des Landes und Europas befindet. Ihr alter kann nicht genau bestimmt werden, wird aber auch knapp 1000 Jahre geschätzt, weshalb dem Park auch der Beiname „1000 jährige Eichen" gegeben wurde. Das Volumen der Eiche beträgt 180m³ bei einer Höhe von 35,5 Metern und einem Umfang (in Brusthöhe) von 11,35 Metern. Das Alter der anderen Eichen wird von 500 Jahren an aufwärts genannt. Der Zustand wird als außerordentlich gesund beschrieben. Weder Schädlinge noch Krankheiten konnten ermittelt werden.
Bis zum Zeitalter der Reformation wurde der Eichenwald als Hude genutzt, nicht nur durch die Slawen, sondern auch durch das nahegelegene Zisterzienserkloster, in dem Nonnen lebten. Im Jahre 1555 wurde das Gebiet um die Ivenacker Eichen Eigentum des herzoglichen Amtes Ivenack. 154 Jahre später entstand hier der „Thiergarten". Nun wurde hier nicht mehr Weidevieh, sondern Damwild eingegattert. Dieses wurde von der Eiszeit aus Mitteleuropa nach Vorderasien verdrängt. Erst durch die höfischen Jagdsitten wurde das Wild zurückgeführt. Der Tiergarten Ivenacker Eichen eignet sich hervorragend für die Ansiedlung von Damwild, da es lichte Laub- und Nadelwälder als Lebensraum bevorzugt. Erst 1929 wurde er im Zuge der Weltwirtschaftskrise vorerst aufgelöst bis er 1972 wieder mit Damwild besiedelt wurde. Neben dem Damwild, das zur Blutauffrischung lebend verkauft wird, gibt es auch ein Schaugatter mit einer alten und bedrohten Schweinerasse. Die Turopolje-Schweine haben hier ein artgerechtes Zuhause gefunden.
Auf dem Gelände befindet sich außerdem ein Barock Schlösschen, in dem verschiedene Ausstellungen stattfinden. Die majestätischen Stieleichen können rund um die Uhr besichtigt werden. Des Weiteren gibt es auch eine Bockwurst, die den Namen „Ivenacker Eichen" trägt und in Pasewalk in einem Traditionsunternehmen hergestellt wird.