Unweit von Wismar liegt ein Kirchflecken (kleines Dorf) am Schiffgraben, der aus dem Schweriner See in die Ostsee führt, der heißt Mecklenburg, dort ist noch ein alter Wall zu sehen, und das ist die Stätte, die dem ganzen großen Lande Mecklenburg den Namen verliehen hat. Im Innern dieses Walles ruhet noch, wie die Sage erzählt, eine goldene Wiege und im Grunde der wasserreichen Wiese eine vor langer Zeit versunkene kupferne Brücke. Viel altes Scherbengerät hat sich dort gefunden, auch nennt und zeigt man noch die Stelle, wo der Brunnen dieser alten Wendenburg soll gestanden haben, die eine große Stadt beschützt, von welcher nichts mehr übrig als der heutige offne Flecken, der allein den alten Namen bewahrt hat. Der Name soll vom Mäkeln (Handeln) herrühren, und das alte Mecklenburg soll vor vielen Jahren eine hochberühmte Handelsstadt gewesen sein und fünf deutsche Meilen im Umfang gehabt haben.
Einst führte Herzog Albert von Mecklenburg Krieg mit der Königin von Dänemark, der schwarzen Gret, und wurde ihr Gefangener. Da haben die Frauen des Herzogtums Gold und Geschmeide gesammelt, um ihren Herrn aus der Gefangenschaft zu lösen, und haben ihn losgekauft. Daraufhin hat er ihnen das Recht verliehen, Lehengüter besitzen zu dürfen gleich den Männern, und deshalb soll es dort die ausschließlichen Mannlehen nicht geben.
aus dem Buch: Ludwig Bechstein, Deutsches Sagenbuch, Leipzig 1930
bearbeitet von Florian Russi