Meck-Pomm-Lese

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ALIDS Traum

ALIDS Traum

Zwölf fantasievolle und einfallsreiche Einhornmärchen erzählen von der Schwierigkeit des Miteinanders auf Erden seit Anbeginn der Zeiten bis heute.

Die sieben bunten Mäuse

Die sieben bunten Mäuse

Jodocus Donatus Hubertus Temme

...singende Mäuse von Dumsevitz

Diese Sage handelt von einer Bauersfrau aus Puddemin, ein Dorf ca. 5 Kilometer südlich der Stadt Garz auf der Insel Rügen. Die Frau verwandelte ihre sieben Mädchen in Mäuse. Kurz nach der Verwandlung sterben ihre Töchter und sie wird zu Stein. Seit dem ist das Singen ihrer Kinder, der bunten Mäuse, jede Nacht um Dumsevitz, einem Ortsteil von Bergen zu hören. In dieser Sage von J. D. H. Temme wird beschrieben, wie dieses Unglück zustande kam und wie die Familie wieder in Menschen zurück verwandelt werden kann.

Andreas Werner

Bergen auf Rügen
Bergen auf Rügen

 

Vor langer Zeit lebte bei Puddemin auf Rügen eine Bauernfrau, diese hatte sieben Kinder, welches lauter Mädchen waren, das älteste zwölf und das jüngste zwei Jahre alt. Die Kinder waren alle über eins gekleidet. Sie trugen bunte Röcke, bunte Schürzen und rote Mützen. An einem Karfreitag ging die Frau mit ihrem Mann in die Kirche. Sie ließ ihre sieben Kinder allein Zuhause. Diese waren anfangs still und fromm. Nun aber hatte die Frau hinter den Ofen einen Beutel mit Nüssen und Äpfeln gestellt. Diesen Beutel wollte sie am Nachmittag ihrem kleinen Paten schenken. Den bekamen die Kinder zu sehen, und darauf war es mit ihrer Ruhe aus. Sie fielen über den Beutel her, und schmausten Äpfel und Nüsse auf, bis der Beutel leer war. Darüber erzürnte sich die Frau, als sie aus der Kirche zurückkam, sie konnte sich nicht beruhigen, schrie ihre Kinder laut an und weil man kleine Diebe auch Mausemärten zu nennen pflegt ging sie in ihrem Zorn so weit, dass sie ausrief:

Der Blitz, ich wollte, dass ihr Mausemärten alle zu Mäusen würdet!

Einem solchen schrecklichen Fluche an dem heiligen Tage und gegen die eigenen Kinder folgte aber die Strafe auf dem Fuße nach. Denn kaum hatte sie die Worte gesprochen, so waren auf einmal alle sieben Kinder in sieben Mäuse verwandelt. Sie liefen in der Stube hin und her, mit bunten Leibern und roten Köpfen, wie die Kinder es trugen. Da erschrak die Frau sehr, sie wusste nicht, was sie in ihrer Angst anfangen sollte? Mittlerweile kam der Knecht und öffnete die Tür. Nun liefen die sieben Mäuse alle auf einmal durch die öffne Tür zur Stube hinaus und aus dem Haus.

Sie liefen immer weiter über das Puddeminer Feld, das Günzer Feld und das Schoritzer Feld, und endlich über das Dumsewitzer Feld in einen kleinen Busch hinein. Die Mutter lief ihnen weinend nach und bat den lieben Gott, dass er ihr doch ihre Kinder wieder geben möge.

Aber ihre Mutter konnte sie nicht einholen. In dem Busche hinter dem Durmsewitzer war ein klarer Teich. Auf diesen liefen die sieben Mäuslein zu und erst an dem Ufer blieben sie stehen. Sie sahen sich um. Da erblickten sie die Mutter, die ihnen gefolgt war. Nachdem sie ihre Mutter eine Weile angesehen hatten, sprangen sie auf einmal alle Sieben in das Wasser und gingen unter. 

Als die Bauernfrau dieses Unglück sah, wurde sie vor großem Schreck zu einem Stein, rührte weder Hand noch Fuß.

Der Busch, in welchem dies geschah heißt seitdem der Mäusewinkel. Den Teich sieht man noch darin und an demselben auch noch einen großen, runden Stein, in den die Frau verwandelt ist. Aus dem Teiche kommen alle Nacht die sieben bunten Mäuse heraus, und tanzen um den Stein herum, eine ganze Stunde lang, von zwölf Uhr bis um eins. Der Stein klingt dann, als wenn er sprechen könnte. Die Mäuse singen dabei einen Gesang, welcher also lautet:

Herut, herut,
Du junge Brut!
Din Brüdegam schall kamen,
Se hebben di
Doch gar to früh
Din junges Leben namen.
Sitt de recht up'n Steen,
Watt he Fleesch und Been,
Um wi gan mit dem Kranze,
Säven Junggesell'n
Uns führen schäl'n,
Juchhe, tom Hochtidsdanze!

Man sagt, dass dieses Lied bedeuten soll, dass die Mäuse und die Frau wieder in Menschen verwandelt werden können. Dies soll auf folgende Weise geschehen:

Es muss eine Frau sein, gerade so alt, wie die Bauernfrau, als sie aus der Kirche kam. Sie muss sieben Söhne haben, gerade so alt, als die sieben kleinen Mädchen waren, als sie verwandelt wurden. Wenn die Frau nun mit ihren sieben Söhnen an einem Karfreitag, gerade um die Mittagszeit, in den Mäusewinkel kommt, und sie sich alle auf den runden Stein setzen. Dann wird dieser Stein und die sieben Mäuse wieder zu Menschen werden, sie werden gerade so aussehen und dieselben Kleider tragen, wie vor tausend Jahren zur Zeit ihrer Verwandlung. Wenn dann die vierzehn Kinder groß werden sollen sie einander heiraten, glücklich und reich werden.

Denn alle Güter und Höfe im Umkreis werden ihnen gehören.

Sage aus:

Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1840.

 Bearbeitet von Andreas Werner

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Bildquellen:

Die Maus George Shuklin, Wikipedia

bergen auf Rügen, Thomas Freibier  , Wikipedia

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