Meck-Pomm-Lese

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Unser Leseangebot

Heinz Peter Brogiato/Mathias Röschner
Koloniale Spuren in den Archiven der Leibniz-Gemeinschaft
Sachbuch

ET: Mai 2020

Wie gehen wir mit unserer kolonialen Vergangenheit um?

Fachleute aus elf Archiven von Einrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft widmen sich dem Thema »Kolonialismus« aus ganz unterschiedlichen Perspektiven. Die Beiträge spannen einen weiten Bogen von der frühkolonialen Afrika­forschung über postkoloniale Ideen im Rahmen eines technokratischen Megaprojekts bis zu den antikolonialen Bewegungen der 1960er Jahre in Westdeutschland, städtebaulichen Aktivitäten der DDR-Architektur in den jungen Nationalstaaten und der kritischen Aufarbeitung der Thematik.

Ordnungsamt Stralsund

Ordnungsamt Stralsund

Sandra Pixberg

Entmachtung auf Kosten der Armen

Ein wahres Kuriosum ist im Ordnungsamt versteckt. Während der Öffnungszeiten (Mo, Di, Do, Fr 8–12 Uhr u. Di 13–18, Do 13–16 Uhr) kann man durch das Haupthaus in den stillen Innenhof gelangen. Zwischen hohen Fassaden steht hier die Kapelle St. Annen und Brigitten. Zu der Geschichte gibt es mehrere Versionen. Eine davon: Hans Bure spendete sein Haus 1480 „den armen Jungfrauen“, Nonnen des Augustiner-Ordens. Die Orden in der Stadt kümmerten sich unter anderem um sozial Benachteiligte. Diese mildtätigen Aufgaben wurden von der gehobenen Schicht traditionell mit Schenkungen und Spenden finanziert. So hatten beispielsweise das St. Johannis-Kloster, das St. Katharinenkloster und das St. Mariakron-Kloster des Birgitten-Ordens Bestand. Durch die Aufklärung des, 1523 auf der Flucht in Stralsund gestrandeten, Christian Ketelhot (1492–1546) bekannten sich die Mitglieder der Bürgerschaft und des Rates zum Protestantismus. Im Zuge der Neuordnung im Stralsunder Rathaus beorderte die Bürgerschaft 1525 die Armen in die Nikolaikirche, um diejenigen zu kennzeichnen, denen das Betteln erlaubt werden sollte. Aus einem Tumult heraus eskalierte die Situation und wurde zum Stralsunder „Kirchenbrechen“. Dabei wurden viele Klöster und Kirchen geplündert und beschädigt. Das Mariakron-Kloster wurde zerstört. Die Birgitten fanden Unterschlupf im St. Annenstift, weshalb die Kapelle heute als St. Annen und Brigitten bezeichnet wird. Da der Neubau der Kapelle (Anfang 16. Jahrhundert) nicht geweiht ist, können darin heute standesamtliche Hochzeiten beschlossen werden.

Weitere Informationen:

Ordnungsamt

Schillstraße 5–7

18439 Stralsund

*****

Textquelle:

Pixberg, Sandra: Stralsund: Die 99 besonderen Seiten der Stadt, Reiseführer, Halle (Saale): Mitteldeutscher Verlag, 2019.

Bildquelle:

Ebd.

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