Schloss Stolpe ist, genau wie seine Besitzer, durch viele Höhen und Tiefen gegangen. Auf mittelalterlichen Mauerresten baute Otto v. Schwerin Ende des 16. Jahrhunderts einen Herrensitz im Renaissancestil. Nach dessen Zerstörung im 30-jährigen Krieg wurde es im Barockstil wiederaufgebaut. Ende des 19. Jahrhunderts fand auch dieser Stil keine Gnade mehr in den Augen der Besitzer. Die Schwerins bauten es zu einem Schloss mit Türmchen und Arkaden um, ergänzten Wirtschaftsräume, Gästezimmer und einen Saal mit eindrucksvoller Stuckdecke für Gesellschaften.
Freda Gräfin von Schwerin war die letzte Herrin auf Schloss Stolpe. Energisch verteidigte sie ihre Heimat im zweiten Weltkrieg gegen die Russen, musste aber aufgeben, als der Jahrhunderte alte Familienbesitz durch die Bodenreform 1945 enteignet wurde. Der Gräfin blieb nichts als die Wohlfahrt. Sie zog nach Lüneburg und starb dort verarmt 1957. Ihre letzte Ruhe fand sie aber wieder in Stolpe, auf dem Dorffriedhof. Das Schloss wurde nach und nach heruntergewirtschaftet. Mal diente es als Verwaltungsgebäude, mal als Ferienlager. Und wieder fiel sein Aussehen dem Zeitgeist zum Opfer. Der komplette Mittelteil wurde weggebrochen und die Türme zerstört, um ihm den Schlosscharakter zu nehmen. Mitte der 90er Jahre übernahm dann die Gemeinde das verwahrloste Schloss mit der Auflage, es instand zu setzen. Der Saal mit der herrlichen Stuckdecke dient immer noch, wie schon zu Zeiten der Gräfin, für besondere Events.
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Textquelle:
Kähne, Marina und Ralph: Usedom: 99 Besonderheiten der Insel, Halle (Saale): Mitteldeutscher Verlag, 2019.
Bildquelle:
Fotografien: Kähne, Marina und Ralph; entnommen ebd.