Der Nachfolgebau im Stil der Renaissance
Nach jahrelangem Streit konnten sich die Rostocker Bürger und der Herzog von Mecklenburg schließlich doch einigen. Ein Erbvertrag wurde geschlossen, durch den die Stadt Rostock die Festung am Wall erwarb. Dieses wurde abgetragen und als Baumaterial für den Neuaufbau des Steintors genutzt. Und so wurde zwischen 1575 und 1577 ein zweites Steintor an der Stelle des Vorgängers gebaut. Unter Leitung von Antonius Wahrholt baute man das Steintor im damals angesagten Stil der niederländischen Renaissance wieder auf. Auch der Bilderhauer Hans Borgloh, der damalige Wallmeister Otto sowie der Zimmermeister Hinrich Kate mit seinen Zimmerleuten waren am Aufbau des zweiten Steintors beteiligt.
Das frühere Bild des Steintors ist auf der Vicke-Schorler-Rolle Rostocks festgehalten. Darauf sieht man z. B., dass die Ädicula, ein goldenes Schmuckportal über dem Torbogen, im Gegensatz zu heute über die gesamte Breite des Toren läuft. Auch die Inschrift an der Stadtseite des Tores, die an die Rostocker Bürger gerichtet ist, unterscheidet sich heute von der ursprünglich eingravierten Fassung, auch wenn der Inhalt (frei übersetzt: „Seid euch einig, dann wird es der Bürgergemeinde gut gehen"), damals wie heute auf den Konflikt hinweist, der zum Abriss des Tors führte.
Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg
Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Steintor wie viele andere Gebäude der Hansestadt im Jahr 1942 durch die Bombenangriffe der Alliierten stark beschädigt. Dabei verlor das Tor den oberen Teil komplett und brannte zudem fast vollständig aus.
Die 1950 begonnenen und von Baumeister Grützmacher geleiteten Restaurierungsmaßnahmen fanden im Jahr 1954 ihren Abschluss. Die schon früher vorhandene Durchfahrt für die Straßenbahn blieb auch nach der Sanierung des Steintors erhalten, während die Durchbrüche für die Fußgänger rechts und links davon 1937 geschlossen worden sind. Mit zunehmendem Straßenverkehr begann man schon in den 1920er-Jahren, die Anbauten des Steintors nach und nach zu reduzieren bzw. abzutragen, sodass das Stadttor bereits seit Mitte der 1950er-Jahre allein auf einer Verkehrsinsel steht.
Auffällig ist auch heute noch die unterschiedliche Gestaltung der beiden Torseiten. Die sogenannte Feldseite, die der Stadt abgekehrte Seite, ist besonders schlicht gehalten, ohne große Fenster, sondern nur mit Schießscharten ausgestattet, weil das Tor einen Teil der Stadtbefestigung bildete. Die Stadtseite, die zum Neuen Markt gerichtet ist, präsentiert sich wesentlich schmuckvoller. Charakteristisch für die Gestaltung der Stadtseite sind die beiden Löwen, die die drei historischen Wappen der Stadt tragen:
Mit diesen drei Wappen der verfassungsgebenden Organe der Stadt symbolisierte sich die Hansestadt Rostock.
Um die heute nicht mehr vorhandene Verbindung des Steintors zur Stadtmauer zu symbolisieren, wurden im Jahr 2005 12 Stelen errichtet, die nachts in grünem Licht erstrahlen.
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Bildquellen:
Das Steintor in Rostock Foto: Felix König, Wikipedia, CC BY 3.0
Steintor und Zwinger 16.Jh, gemeinfrei