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Petrikirche von Rostock

Petrikirche von Rostock

Dörte Suhling

Die älteste und die höchste der ehemals vier Stadtkirchen

Sie gehört zu den Wahrzeichen der Hansestadt: die Petrikirche von Rostock. Und das nicht nur, weil sie die älteste Stadtkirche Rostocks ist, sondern weil von der Petrikirche die Reformation in Rostock ausging, die untrennbar mit dem Namen Joachim Slüter (1490–1532) verbunden ist.

Wie die Petrikirche entstand

Als nach der Christianisierung die ersten deutschen Siedler an die Warnow kamen, trafen sie auf die hier lebenden Slawen vom Stamm der Kessiner. Die Burg der Slawen, gelegen zwischen dem späteren Petridamm und dem Ostufer der Warnow und im Jahr 1161 vom Heer des Dänenkönigs Waldemar zerstört, befand sich gerade im Wiederaufbau. Zur Burg gehörte auch eine Kirche, die St. Klement-Kirche, die von den Slawen und den deutschen Siedlern lange Zeit gemeinsam genutzt wurde.

Die deutschen Siedler ließen sich auf einer Anhöhe an der linken Uferseite der Warnow nieder. Dort bauten sie eine recht kleine, aber eigene Holzkirche. Die vorwiegend vom Handel an Hafen unterhalb der Kirche lebenden Kaufleute weihte das neue Gotteshaus, dem heiligen Petrus, der einst Fischer gewesen sein soll.

Als es um 1312 wieder Streitigkeiten mit dem Dänenkönig gab, beschlossen die Rostocker, einen Wehrturm aus den Steinen zu errichten, die eigentlich für die Erweiterung der Petrikirche gedacht waren. Um den daraufhin drohenden Kirchenbann des Papstes zu entgehen, wurde nach Beendigung der Auseinandersetzungen mit den Dänen der Bau des Wehrturmes in einen Kirchenneubau gewandelt. Die heute bekannte Petrikirche, eine dreischiffige gotische Basilika ohne Querschiff, entstand. Der Bau wurde 1358 vollendet.

Der Turm der Petrikirche

Der mächtige, die gesamte Breite des Mittelschiffs der Kirche einnehmende Westturm wurde allerdings erst um 1500 fertiggestellt. Und bereits 1533 wurde der in drei Etagen gegliederte und mit gotischen Schmuckelementen versehene Turm durch Blitzschlag und Gewitter getroffen und dabei erheblich beschädigt. Dieses Schicksal sollte den geschichtsträchtigen Kirchturm noch mehrmals treffen, insgesamt fünfmal. Aber immer wieder bauten die Rostocker den Turm der Petrikirche wieder auf, war er doch mit einer Höhe von insgesamt 126 Metern auch für die Schiffe auf See eine gute Orientierung.

Die Befestigungen der Stadt Rostock 1650-1700
Die Befestigungen der Stadt Rostock 1650-1700

Zerstörung im Zweiten Weltkrieg

Während des Zweiten Weltkriegs wurde in der Nacht vom 26. zum 27. April 1942 bei Bombenangriffen der britischen Armee das Mittelschiff der Petrikirche samt Kirchturm zerstört. Auch die barocke Ausstattung der Kirche mit Altar, Orgel und Kanzel verbrannte fast vollständig. Zu den wenigen erhaltenen Kunstschätzen der Petrikirche gehört das aus dem Jahr 1512 stammende bronzene Taufbecken.

Auch der 48 Meter hohe Schaft des Kirchturms überstand die Bombenangriffe des Krieges wie durch ein Wunder fast schadlos. Das Bild der notdürftig gesicherten und wiederhergestellten Kirche mit dem Kirchturmschaft ohne Spitze prägte bis zum Ende der DDR-Zeit das Rostocker Stadtbild, fehlte doch für eine umfangreiche Sanierung und Rekonstruktion der Kirche einfach das Geld.

Aktion „Petrikirchturm“

Im Dezember 1989 erfolgte der Aufruf zum Wiederaufbau des Turms der Petrikirche. Ein Baustab und ein Förderverein wurden gebildet, um die Wiederherstellung des beliebten Kirchturms fachlich, aber auch finanziell zu unterstützen.

Im Sommer 1992 begann der Wiederaufbau des Kirchturms nach alten Zeichnungen und Technlogien. Etwa 200 000 Steine und über 650 m3 Lärchenholz wurden für die neue Turmspitze benötigt, bevor die gut sichtbaren roten Kupferplatten der Turmhaube angenagelt werden konnten.

Die Arbeiten verlangten äußerste Präzession und den Einsatz von alter, aber auch moderner Technik. Der symbolische Verkauf der 3 800 Kupferplatten, mit dem der Turm beschlagen wurde, trug wesentlich zur Finanzierung des Wiederaufbaus des Kirchturms bei. Ganz oben auf der Kirchturmspitze steht seit dem 13. November 1994 nun wieder die Kugel mit dem goldleuchtenden Hahn.

Reformation und Petrikirche

Für die mecklenburgische Kirchengeschichte ist die Rostocker Petrikirche von ganz besonderer Bedeutung. Der Diakon und Schulmeister von St. Petri, Joachim Slüter, auch der „Martin Luther von Rostock“ genannt, leitete die Reformation in der Hansestadt ein. Seine Zuhörer stammten der Legende nach vorwiegend aus ärmlichen Verhältnissen, waren z. B. Tagelöhner oder Handwerker, die im Umfeld der Kirche lebten. Slüter predigte in Niederdeutsch, der Sprache der einfachen Bevölkerung. Zudem übertrug er viele Kirchenlieder ins Plattdeutsche und veröffentlichte ein kirchliches Liederbuch, das im gesamten Norden vertrieben wurde.

Am 19. Mai 1532, im Alter von nur 42 Jahren, starb Slüter in Rostock. Die Hintergründe seines Todes blieben lange Zeit ungeklärt. Gerüchte, wonach Dominikanermönche von St. Johannis den im Volk sehr beliebten Diakon vergiftet hätten, hielten sich hartnäckig, konnten aber gerichtlich nicht belegt werden. Zu Ehren von Joachim Slüter wurde im Hof der Petrikirche am 19. Mai 1862 direkt auf dessen Grabstätte ein Mahnmal zur Erinnerung an das Wirken des Geistlichen eingeweiht.

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Bildquellen:

Rostock - Petrikirche mit Stadtmauer Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=78...

Die Befestigungen der Stadt Rostock 1650-1700 Blatt V. Petritor Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=65...

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