Eingeschlossen von Wasser, dem Salzhaff im Süden und der Ostsee im Norden, direkt am schmalen Zugang zur Halbinsel Wustrow liegt das Ostseebad Rerik. Das ehemalige Fischerdorf, das bis 1938 den Namen Alt-Gaarz trug, lag lange im Schatten des nur etwa sieben Kilometer entfernten Ostseebads Kühlungsborn. Heute ist Rerik weit über die Grenzen von Mecklenburg-Vorpommern als Paradies für Segler und Surfer und als Urlaubsziel für Familien und andere Erholungssuchende bekannt.
Fischerdorf mit interessanter Geschichte
Der Name des alten Fischerdorfes Alt-Gaarz kommt aus dem Slawischen und heißt so viel wie „Alte Burg“. Die Ortsbezeichnung weist auf den alten slawischen Burgwall hin, der hier zwischen dem 9. und 12. Jahrhundert zu finden war und in dieser Form an der Ostseeküste nur noch auf der Insel Rügen bei Kap Arkona existiert.
Alt-Gaarz wurde im Oktober 1230 erstmals urkundlich erwähnt. Bereits im Mittelalter zählte das Fischerdorf zu den wohlhabenden Dörfern. Die Bewohner lebten vorrangig vom Fischfang, der Seefahrt und von der Landwirtschaft. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts kamen die ersten Badegäste nach Alt-Gaarz, und der Fremdenverkehr entwickelte sich damit mehr und mehr zu einer einträglichen Einnahmenquelle
Aus Alt-Gaarz wird Rerik
In Laufe der Jahre wuchs das Fischerdorf stetig. Die Verleihung des Stadtrechts wurde von den herrschenden Nationalsozialisten allerdings mit der Verpflichtung verbunden, den alten slawischen Ortsnamen abzulegen. Im April 1938 erfolgte die Umbenennung des Ortes in Rerik. Der Name soll von einer früher hier existierenden Wikingersiedlung stammen. Mit der Verleihung des Stadtrechts wurden gleichzeitig einige auf der Halbinsel Wustrow liegende Orte eingemeindet, sodass die Einwohnerzahl der neuen Stadt Rerik schnell auf ca. 2 000 anstieg.
Rerik wird Ostseebad
Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges wurde Rerik wie viele andere Orte an der Ostseeküste für das staatliche Erholungswesen des neugegründeten deutschen Staates ausgebaut. Betriebsferienheime, Ferienunterkünfte der DDR-Gewerkschaft FDGB und Campingplätze entstanden auch in Rerik. Obwohl Rerik seit Anfang der 1960-er Jahre jährlich über 15 000 Urlaubsgäste pro Jahr beherbergte, wurde dem Ort erst 1996 offiziell der Titel „Ostseebad“ verliehen.
Reriks wunderschönes Hinterland – die Halbinsel Wustrow
Wer vor 1990 auf die Halbinsel Wustrow wollte, war entweder Militär oder brauchte einen gesonderten Passierschein. Das Naturparadies mit kilometerlangen, herrlichen Sandstränden war bis 1993 militärisches Sperrgebiet und damit für Urlauber und Gäste gesperrt.
Bereits 1933 kaufte die Reichswehr die Halbinsel, um dort eine Artillerieschule zu errichten. Bis zu 3 000 Wehrangehörige lebten hier. 1943 wurde Wustrow bombardiert, wobei vielen Todesopfer zu verzeichnen waren und große Teile der Militäranlagen zerstört wurden.
Nach 1945 übernahmen die Einheiten der Roten Armee die militärischen Anlagen der Wehrmacht. Wustrow wurde offiziell zum Standort der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland. Bis heute sind große Teile der Halbinsel aufgrund von noch nicht entsorgten Munitionsrückständen für Urlauber und Besucher gesperrt. Nach Plänen der Fundus-Gruppe, die die Halbinsel Wustrow 1998 erworben hatte, soll hier ein Ferienresort entstehen.
Die „Reriker Heulbojen“
Man liebt sie oder man mag sie gar nicht: die „Reriker Heulbojen“. Der bekannte und älteste Shantychor Mecklenburg-Vorpommerns wurde 1947 gegründet, damals ganz offiziell als Männerchor Rerik. Seit 1957 besteht das Repertoire des Chors vorwiegend aus maritimen Liedern, den Shantys. Der doch eher ungewöhnliche Name für die rund 40 aktiven Sänger geht auf den Vorschlag eines Hörers zurück, der sich auf eine entsprechende Umfrage beim Sender Rostock telefonisch gemeldet hatte.
Heute treten die „Reriker Heulbojen“ nicht nur regelmäßig bei Veranstaltungen ihres Heimatortes Rerik und des benachbarten Ostseebades Kühlungsborn auf, sondern sind auch willkommene Gäste in ganz Mecklenburg-Vorpommern und darüber hinaus.
Bastorf mit Leuchtturm Buk
Wer im Ostseebad Rerik Urlaub macht, muss einmal in Bastorf gewesen sein. Wahrzeichen der kleinen Gemeinde zwischen den beiden Ostseebädern Rerik und Kühlungsborn ist der über 100 Jahre alte Leuchtturm Buk. Dieser Leuchtturm ist zwar nur knapp 21 Meter hoch, ist aber der topografisch höchstgelegene Leuchtturm Deutschlands. Das Café & Restaurant am Leuchtturm ist für die selbstgemachten Kuchen-, Konditorei- und Eisspezialitäten überregional bekannt.
Bastorf selbst ist beliebter Treffpunkt für Surfer und andere Wasserbegeisterte. Jedes Jahr im Juni findet am Strandparkplatz der Gemeinde das „Zuparken-Festival“ statt, bei dem Stand-Up-Paddler, Kite- und Windsurfer und andere Wellenbegeisterte bei guter Musik in kleinen Wettkämpfen ihr Können zeigen. Das Besondere an diesem Festival ist, dass ein Großteil der Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit ihrem „Bulli“, wie die älteren Modelle des VW-Busses liebevoll genannt werden, anreisen.
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Bildquellen:
Rauenstein, Rerik Seebruecke, CC BY-SA 3.0
Ch.Pagenkopf, Hühnengrab bei Rerik, CC BY-SA 3.0
Halbinsel Wustrow Von Niteshift (talk) - Selbst fotografiert, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10...
Leuchtturm Buk Von Camrade obscura - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=42...