Der Autor des unten stehenden Gedichts, Cäsar Otto Hugo Flaischlen (1864 - 1920), ist eigentlich eine Schwabe wie er im Buche steht. Den gebürtigen Stuttgarter zog es allerdings mehrmals nach Rügen. Denn wie auch Caspar David Friedrich vor ihm, hatte die Insel ihre Spuren hinterlassen. Der Lyrikband, in dem das Gedicht veröffentlicht wurde, schrieb Flaischlen während eines Urlaubs, den er 1897 hier verbrachte. Hier beobachtet Flaischlen, wie es einem Naturalisten gebührt, die Natur und die Umgebung. Seine Beschreibungen lassen ein Bild vor Augen entstehen, das die Natur in den Vordergrund rückt. Doch das eigentliche Idyll wird durchbrochen: Durch die Beobachtung eines Dampfers wie durch einen Schleier wird eine Bedrohung offenbart. Noch ist der Dampfer sichtbar in unerreichbarer Ferne und wird gleichzeitig durch die Sprache als denkbare Naturbedrohung vergegenwärtigt.
Anette Huber-Kemmesies
Tief und still
in grauem Regen
liegen Wald und
liegen Wiesen ...
tief und still
mit müden, schweren
Wellen
schleppt das Meer zum Strand ...
graue Möwen
flügelschlagend
schreien um die Kreidefelsen,
und im weißen
Dunst der Ferne
zieht in breitgeballter Wolke
dicken Qualmes,
wie der schwarze
Schwan des Todes,
horizontentlang ein Dampfer,
tief und still
in grauem Regen.
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Gedicht- Quelle: Cäsar Flaischlen: Gesammelte Dichtungen. Band 2: Aus den Lehr- und Wanderjahren des Lebens. Stuttgart 1921.
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