Wer an sandigem Strand baden, spielen oder spazieren gehen, wer ohne steigen zu müssen lange Fuß- oder Radwanderungen machen, durch waldiges Gelände mit der Pferdekutsche zu Leuchtturm, Museum, Dünen und Strand fahren, einen weiten Blick über Ostsee, Dünen- und Waldlandschaften werfen oder gar 395 Meter übers Wasser gehen will, dem sei das Ostseebad Prerow empfohlen. Ich selbst habe dort bisher zweimal Urlaub gemacht. Nach stressigen Vormonaten war der morgendliche Gang zum ausgezeichneten Bäcker das einzige Bemühen. Selten habe ich – außerhalb der Sommerzeit – einen so unaufgeregten Ort kennengelernt wie Prerow.
Der Ortsname ist slawischen Ursprungs und bedeutet „Durchbruch“. Der Prerowstrom, heute ein Binnengewässer, verband bis ins 19. Jahrhundert den Bodstedter Bodden mit der Ostsee. An seinem Ufer siedelten sich nachweisbar seit dem 12. Jahrhundert Menschen an, die vor allem vom Fischfang und Seehandel lebten. Die Gegend war nur dünn besiedelt. Zur slawischstämmigen Bevölkerung stießen im 14. Jahrhundert Zuwanderer aus deutschen Ländern und vermischten sich mit ihr. Die erste dörfliche Besiedlung erfolgte im Gebiet des heutigen, im Prerowstrom gelegenen kleinen Hafens. Hier wurde auch eine erste Kirche, Vorläuferin der heutigen Seemannskirche, errichtet. Ihr Turm diente, man dachte an der See immer auch pragmatisch, zugleich als Orientierungspunkt für die Seefahrer, die in den Prerowstrom einfahren wollten.
Mit dem Aufstieg des Bürgertums im 19. Jahrhundert und dem zunehmenden Bedürfnis der Großstädter nach „Sommerfrische“ begann Prerows Entwicklung zum beliebten Urlaubsort. 1878 richtete der Gastwirt Hermann Scharmberg ein „Gehörsamstes Gesuch an die Königliche Hohe Regierung in Stralsund betreffs der Errichtung eines Ostseebades“. Im Jahr 1880 kamen 80 Gäste nach Prerow, 1990 waren es schon 1800 und zehn Jahre später nahezu 4000. Heute zählt Prerow, das vor der deutschen Vereinigung als „Mallorca der DDR“ bezeichnet wurde, zu den gesuchtesten Bade- und Erholungsorten an der Ostsee.
Hauptanziehungspunkt ist der etwa fünf Kilometer lange und bis zu 80 Meter breite Sandstrand. Hier wird alles geboten, was Urlauber sich wünschen: ein flach abfallender Einstieg ins Meer, Strandkörbe, Surfschule, Bootsverleih, Campingplatz, Nacktbade- und Hundestrand. Neben Strand und Meer locken der am Weststrand gelegene alte Leuchtturm, von dessen Spitze aus man bei guter Sicht bis an die Küsten Dänemarks und der Insel Hiddensee schauen kann, ein naturkundliches Museum, der Darßwald, 50 km lange Rad- und Wanderwege, das Darßmuseum mit Ausstellungen zur regionalen Geschichte, Kultur und Sozialstruktur, ein Freilichttheater, die „Dicke Neele“ und die „Lustige Anna“ (zwei folkloristische Linienstraßenbahnen), eine 395 Meter lange, ins Meer reichende Seebrücke, der Schaufelraddampfer MS River Star u.v.a. Von Jahr zu Jahr wächst die Zahl der Urlauber. Prerow zählte im Jahr 2010 1.700 Einwohner. Ihre Häuser stehen breit gestreut auf einem weiten Areal. Kaum ein Gebäude umfasst mehr als zwei Stockwerke. Hotels sind nur wenige zu finden. Die meisten Gäste ziehen die fast immer von Wiesen und Gartenanlagen umgebenen adretten und gepflegten Ferienwohnungen vor.
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Fotos: Rita Dadder