Am 15. April 1852 eröffneten die aus Anklam stammenden Brüder Abraham (1819–1896) und Theodor Wertheim ein Stralsunder „Manufactur-Modewarengeschäft“ in der heutigen Wasserstraße 14. Sie hatten bereits berufliche Erfahrung in „Britannien“ gemacht, und das kleine Geschäft expandierte schnell. Es zog um in den Eckladen Mönch-/Mühlenstraße und nannte sich „Wertheim-Kaufhaus“. Die Söhne von Abraham Wertheim erweiterten die Produktpalette und führten unter anderem das Umtauschrecht ein. Filialen in Rostock (1884) und Berlin (1885) zeigten, dass die Familie Wertheim den Nerv der Zeit getroffen hatte. 1894 eröffneten Georg Wertheim (1857–1939) das erste Manufakturwarengeschäft in der Berliner Oranienstraße mit frei ausgelegter Ware und festen Preisen. Viele spektakulär ausgestattete Berliner Filialen entstanden, bevor 1902 das prächtige Wertheim-Haus in der Ossenreyerstraße gebaut wurde. Ab 1930 kam es zu Angriffen von NSDAP-Anhängern auf die Wertheim-Kaufhäuser. Nach der „Machtergreifung“ 1934 schenkte Georg Wertheim den gesamten Konzern seiner nicht-jüdischen Frau Ursula. Dennoch stuften die Nationalsozialisten den Konzern als rein jüdisch ein und enteigneten die Familie 1937. Georg Wertheim starb 1939 in Berlin an einer Lungenentzündung. Die Firma Wertheim wurde zu AWAG (Allgemeine Warenhaus AG) umbenannt. In der DDR gehörte das Stralsunder Haus zur Handelsvereinigung Konsum. Die Familie Wertheim erhielt erst 2007 eine Entschädigung, die sie für verfolgte Juden spendete.
Weitere Informationen:
Adresse:
Olymp & Hades
Ossenreyer Straße 8
18439 Stalsund
Internetauftritt:
https://historische-warenhaeuser-stralsund.de/
Öffnungszeiten:
Mo - Sa | 10:00 - 19:00 Uhr |
So | geschlossen |
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Textquelle:
Pixberg, Sandra: Stralsund: Die 99 besonderen Seiten der Stadt, Reiseführer, Halle (Saale): Mitteldeutscher Verlag, 2019.
Bildquelle:
Ebd.